WBT fährt «auf Sicht»
Münsters Wolfgang Borchert Theater schließt vom 19. Dezember bis 3. Januar seine Pforten.
In dieser Zeit findet neben dem bisher ausgesetzten Vorstellungsbetrieb weder Proben noch Kartenverkauf statt. «Es ist schier unmöglich auch nur eine einzige Karte zu verkaufen, weil wir nicht wissen, was wir wann und vor wieviel Zuschauern spielen können.», so Intendant Meinhard Zanger. Daher werde die seit acht Monaten bestehende Kurzarbeit für die Beschäftigten fortgesetzt.
Seit dem 2. November ist – nach Mitte März bis Ende Mai – der Vorstellungsbetrieb nun bereits zum zweiten Mal über mehrere Monate ausgesetzt. Durch die Verschärfung des Lockdowns dürfen zunächst bis einschließlich 10. Januar 2021 keine Vorstellungen stattfinden. Zanger rechnet aber nicht mit einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Januar: «Die Bundeskanzlerin hatte ja gesagt, dass uns mit dem Januar und Februar harte Pandemie-Monate bevorstehen. Daher ist nicht davon auszugehen, dass wir vor März wieder öffnen.»
Derzeit produziert das WBT «auf Halde». Drei bereits verschobene Premieren – «Frauensache», «Heilig Abend» und «Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran» – sind fertig probiert. Im Januar setzt die italienische Regisseurin Luisa Guarro ihre Proben zu E. T. A. Hoffmanns Nachtstück «Der Sandmann» fort. Und Schauspieler Florian Bender hat bereits mit drei Schauspielerinnen Bodo Wartkes Version der Sophoklesschen «Antigone» einstudiert und wartet ebenfalls auf einen Premierentermin. Der On-/Off-Modus macht eine verlässliche Disposition unmöglich. Dennoch ist das Theater ab Montag, 4. Januar wieder zu den üblichen Zeiten erreichbar. Geschenkgutscheine für Weihnachten können per eMail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! angefordert werden. Der Versand erfolgt umgehend aus dem Home Office.
Dennoch blickt der WBT-Chef zuversichtlich ins neue Jahr. Auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung verkündete er die Maßnahmen und rief zur Solidarität auf: «Es war für uns alle kein leichtes Jahr. Künstlerisch haben wir einiges auf die Beine gestellt. Finanziell sind wir dank zahlreicher Spenden von Freunden, Förderern und Zuschauern sowie einem namhaften Betrag aus dem Sonderfonds der Stadt Münster ganz gut über die Runden gekommen. Dafür bedanke ich mich bei Allen, die dies ermöglicht haben, von Herzen. Mir ist bewusst, dass die derzeitige Situation für niemanden leicht ist, weil wir nicht wissen, wann dieser On-/Off-Modus vorbei sein wird. Aber wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir Meister im Improvisieren sind und dass wir viele Krisen haben bewältigen können. Kein Mensch ist Pandemie erprobt, kein Politiker hat Erfahrung mit entsprechenden Beschlüssen und Maßnahmen – wir alle lernen und sind gefordert vor allem Solidarität mit den Schwächsten unserer Gesellschaft zu üben. Wenn wir das beherzigen statt nach Schuldigen für die Pandemie und ihrer Bewältigung zu suchen, dann und nur dann, werden wir diese gesamtgesellschaftliche Herausforderung meistern. Dessen bin ich mir sicher. Und so können wir mit Zuversicht und Vertrauen in die eigene Kraft auf das Jahr 2021 schauen.“