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FRAUENSACHE

Lutz Hübner & Sarah Nemitz

FRAUENSACHE
Schauspiel. 
Premieren | Do+Fr 1.+2. Juli 2021 | 20 Uhr
Vorstellungsdauer | 1 Std. 40 Min | Keine Pause

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© Klaus Lefebvre & Tanja Weidner
 
Bevor die Frauenärztin Beate in den Ruhestand geht, möchte sie eine Nachfolgerin für ihre Praxis in einer Kleinstadt in der Provinz suchen. Leichter gesagt als getan, denn das Interesse an einer eigenen Arztpraxis auf dem Land hält sich in Grenzen – bis sich die junge Ärztin Hanna meldet. Alles scheint perfekt an der jungen, engagierten und selbstbewussten Ärztin. Bis Hanna sich in einem Gespräch gegenüber Beate als rigorose Abtreibungsgegnerin outet. Zwei Welten prallen aufeinander: Beates Weltbild, das vom Idealismus der 68er-Bewegung geprägt ist, und Hannas reaktionäres Wertesystem scheinen unvereinbar. Die beiden Ärztinnen tragen einen offenen Streit aus, der vor den Augen der gesamten Gemeinde zur Schau gestellt wird . . .

Eine scharfe Analyse gegenwärtiger Stimmungen in unserer Gesellschaft, die verschiedene Positionen gleichermaßen ins Visier nimmt.

Lutz Hübner und Sarah Nemitz gehen in FRAUENSACHE das hitzig diskutierte Thema Schwangerschaftsabbruch an und nehmen dabei vor allem neo-konservative und rechtsradikale Standpunkte in den Blick. Zum ersten Mal hat das Erfolgs-Duo damit ein Stück geschrieben, das ausschließlich mit Frauenrollen besetzt ist. Am WBT ist das Autoren-Team Kult: Nach FRAU MÜLLER MUSS WEG, WUNSCHKINDER und WILLKOMMEN ist FRAUENSACHE bereits das vierte Hübner/Nemitz-Stück am WBT. Die Uraufführung fand im November 2019 am Staatstheater Karlsruhe statt.

Inszenierung | Meinhard Zanger
Bühne & Kostüme 
| Stephanie Kniesbeck

Mitwirkende | Rosana Cleve | Monika Hess-Zanger | Ariella Hirshfeld | Erika JellIvana Langmajer | Marion Mainka  

Dieses Projekt wird gesondert gefördert durch die LWL-Kulturabteilung.
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Unsere digitale Kostprobe zu FRAUENSACHE:


PRESSESTIMMEN:

„Frauensache“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz bezieht deutlicher Position, indem es hinter den Argumenten der „Lebensschützerin“ Hanna rechtes Gedankengut ausmacht, das Migranten nicht als Mitbürger anerkennt und Frauen wieder an den Herd verbannen will. Doch das wird erst im Lauf des Abends deutlich. Zunächst kann man sich auf beide Kontrahentinnen einlassen. Monika Hess-Zanger bringt mit Beate überzeugend eine Feministin alter Schule auf die Bühne. In der linken Szene der 1970er sozialisiert, befindet sie sich ständig im Clinch mit ihrer konservativen Umgebung. Neuzugang Laura Bleimund ist ihre Gegenspielerin Hanna und spielt diese beängstigend gut. Sympathisch und eloquent vertritt sie ihre Lebensschützer-Position, sodass man lange nicht merkt, welch menschenverachtende Haltung sich dahinter verbirgt.
Meinhard Zanger inszeniert auf einer karg möblierten, beinahe klinisch wirkenden Bühne (Stephanie Kniesbeck) und rückt so die Dialoge ins Zentrum. Neben den beiden Ärztinnen überzeugen auch die übrigen Rollen des rein weiblich besetzten Stücks. Ariella Hirshfeld, ebenfalls neu am Borchert, glänzt als Sprechstundenhilfe, die aus dem Bürgerkriegsland Syrien nach Deutschland geflohen ist. Sie wollte keine Angst mehr haben müssen, sagt sie, und wird dann von selbsternannten Lebensschützern bedroht. Marion Mainka gibt sich als Leiterin des Bürgerbüros engagiert, muss aber immer wieder vor Ivana Langmajer als aalglatter Gemeinderätin kapitulieren. Jugendlich kraftvoll und gleichzeitig differenziert spielt Rosana Cleve die alleinerziehende Elke, die es gerade geschafft hätte, sich aus Hartz 4 herauszuarbeiten, wenn sie nicht wieder schwanger geworden wäre. [Westfälische Nachrichten, 2.7.21]


Lutz Hübner & Sarah Nemitz machen keinen Hehl daraus, auf welcher Seite ihr Hertz schlägt, ebenso wenig wie Regisseur Meinhard Zanger Zweifel aufkommen lässt. Umso spannender ist es, dass alle Seiten ausgiebig zu Wort kommen und nicht durch Überzeichnungen karikiert werden. „Frauensache“ ist ein Stück zum Mitdenken und zur anschließenden Diskussion. Manchmal mutet es freilich an wie für den Sozialkundeunterricht geschrieben. Im Mittelpunkt steht die Frauenärztin Beate Werner (wunderbar gespielt von Monika Hess-Zanger), die weit über die Region dafür bekannt ist, dass sie Schwangerschaftsabbrüche vornimmt, wenn die juristischen Vorgaben erfüllt sind. Aber ihre Position ist gesellschaftlich umstritten, zumal sie auf dem Lande lebt und praktiziert. Die Frauen, die zu ihr kommen, sind in Not, so wie in dem Fall der jungen Frau (sehr differenziert und souverän: Rosana Cleve), die in die Praxis kommt und vorträgt vor allem aus wirtschaftlichen Gründen ihre Schwangerschaft beenden zu wollen. Regisseur Meinhard Zanger sagt zu seiner Motivation, das Stück im WBT auf die Bühne zu bringen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Frauen, wenn sie denn einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen, sehr, sehr gute Gründe dafür haben. Und in diesem Punkt muss man sie unterstützen. Das Bühnenbild und die Lichtregie nehmen die Idee der Dramaturgie auf. Schnörkellos, sehr reduziert und optisch reizvoll, ohne Ablenkungen und auf den Punkt genau. Es kommt sowieso vor allem auf das Wort und die Darstellung der Figuren an. Meinhard Zanger hat das Stück vielschichtig inszeniert, indem er den Verlockungen entsagt, die Figuren holzschnittartig zu zeichnen. Und den Schauspielerinnen gelingt es ihre Rollen auch in ihrer Vielschichtigkeit auszuspielen. Wieder einmal großartig: Monika Hess-Zanger (die das Ensemble altersbedingt leider bald verlässt), Rosana Cleve und Ivana Langmajer. Ihre Feuertaufe haben Ariella Hirshfeld und Laura Bleimund bravourös bestanden. Wir freuen uns auf weitere Auftritte. Sehenswert! [Westfalium, 4.7.]