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Sergi Belbel

MOBIL
Eine digitale Telefonkomödie. [Comèdia telefònica digital]
Aus dem Katalan
ischen von Klaus Laabs.

Alle Welt ist mobil Außer Sara. Sie ist Mitte fünfzig, haßt Handys, Flugzeuge und Reisen überhaupt. Doch Tochter Rosa hat ihr Tapetenwechsel verordnet, einen Urlaub gebucht und ihr zum Abschied ein Mobiltelefon geschenkt, damit sie in Verbindung bleiben können. Die Mutter mußte mal raus. Schluß mit den Depressionen, weil ihr Mann sie verlassen hat. Schluß mit dem Klammern an die Tochter. Saras Flug hat sieben Stunden Verspätung, Zeit genug, die Gebrauchsanweisung zu studieren und vom Handy-Verächter zum Dauertelefonierer zu werden.

Auch Claudia, Ende vierzig, Ex-Call-Girl und Firmenchefin, telefoniert ständig und zwar mit Jan, Ende zwanzig, dem sie Geld- und Liebesentzug androht, wenn er sie nicht sofort vom Flughafen wegholt. Da detoniert eine Bombe, Chaos bricht aus und die Verbindungen brechen ab. Beide Frauen überleben das Attentat und werden im gleichen Flughafenhotel provisorisch untergebracht. Die Lobby wird nun zum Schauplatz einer verrückten, alle Regeln des Alltags und des Alters sprengenden Verwechslungskomödie zwischen den vier Personen. Die Kommunikationsmaschinen spielen dabei mit als digitale Auslöser für große Liebe, späte Rache, Befreiung von Lebenslügen und ein Happy End.

Sergi Belbel, Autor und Regisseur, geboren am 29. Mai 1963 in Terrassa/Barcelona, ist seit 2006 Intendant des Nationaltheaters Barcelona und zählt zu den bedeutendsten katalanischen Dramatikern der Gegenwart.

Er studierte zunächst Romanische Philologie und übersetzte u.a. Racine, Goldoni und Molière ins Katalanische bzw. Spanische. Seine eigenen Stücke sind in zahlreiche Sprachen übersetzt, der Autor wurde dreimal mit dem Nationalpreis für katalanische Literatur ausgezeichnet, u.a. 1994 für sein Stück EIN AUGENBLICK VOR DEM STERBEN. Seit 1988 macht er eigene Inszenierungen. Im deutschsprachigen Raum wurde er vor allem bekannt durch sein Managerstück NACH DEM REGEN und die ETA-Groteske DAS BLUT.





Inszenierung | Meinhard Zanger
Ausstattung | Petra Buchholz

Mitwirkende | Brit Dehler [Rosa] | Florian Bender [Jan] | Monika Hess-Zanger [Sara] | Stefanie Mühle [Claudia] |

Premiere A | Donnerstag, 31. Januar 2008
Premiere B
| Samstag, 2. Februar 2008
Beginn 20 Uhr
WBT_SAAL



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PREMIERENSTIMMEN

„Toll gespielt!“
 
„Wachrüttelnd . . .“
 
„Weg mit allen Handys!!!“

"Das war super!
Im Gegensatz zu den Zeitungskritiken fand ich es toll!"

Die Zuschauernamen sind dem WBT bekannt, 31.1.+2.2.08


PRESSESTIMMEN

Das Stück hat trotz der stattfindenden Katastrophe schrille, komische Momente. Es spielt mit den Vor- und Nachteilen des Handyzeitalters. In Münster stehen wieder brillant gezeichnete Typen auf der Bühne. Monika Hess-Zanger zeigt den wunderbaren Wandel der Sara sehr differenziert. Brit Dehler ist als aufbrausende sehr direkte Rosa mehr als überzeugend. Stefanie Mühle zieht den Bogen von der hysterisch, zickigen Unternehmerin zur liebenden Mutter sehr gekonnt und auch Florian Bender gibt den Jan, der vom abhängigen Sohn zum selbstbewussten jungen Mann mutiert sehr glaubwürdig wieder. Belbels Sprache ist in manchen Szenen sicher überzeichnet und sehr direkt, doch das Theater lebt von der Überspitzung. Da das Stück durch den Handygebrauch bis auf wenige Szenen fast durchweg monologisierend ist, treibt Meinhard Zanger [Regie] mit viel Tempo das Stück an, um es zum fließenden Ganzen zu gestalten, was gut funktioniert . . . Ein sichtlich sich gut unterhalten gefühltes Publikum spendete reichhaltigen und verdienten Applaus für die Darsteller und das Leistungsteam.   

Vorabdruck der Märzausgabe theater pur

Handys werden nicht selten als der Fluch unserer Generation wahrgenommen. Im Borchert-Theater hat man sich der Sache angenommen und bringt mit dem neuen Stück MOBIL ein kritisches Statement auf die Bühne. Regisseur Meinhard Zanger blieb nah am Originaltext, als er das Stück umsetzte . . .  Verpackt wird das Ganze in eine schnelle Komödie, in der Chaos und extreme Emotionen das Bild beherrschen. Das Publikum zeigt sich weitestgehend begeistert.

Radio Q, 5.2.08

Der katalanische Autor Sergi Belbel konstruiert mit MOBIL eine Beziehungskomödie, in der das Handy vor allem für eins sorgt: für Selbsterfahrung. Vor dem Hintergrund eines Terroranschlags am Flughafen offenbaren sich seelische Abgründe, räumen die Protagonisten Beziehungen auf und verlieben sich neu . . . Und als Steigerung der Turbulenzen stiften die Mobiltelefone im klassischen Sinne einer Verwechslungskomödie Verwirrung, indem ständig ein anderer drangeht, als erwartet . . . Die Komödie nimmt überdreht und flott ihren Lauf, dargestellt von Schauspielern, die den Figuren Profil verleihen. Wie man sich denken kann, laufen die Beziehungen vorwiegend über Handygespräche, wo sie fehlen, macht sich Sprachlosigkeit breit.

WDR 5 Scala, 4.2.08

Ein mit Witz inszeniertes Stück, dessen Quintessenz nur die sein kann: Ein Handy ist für manches gut, aber längst nicht für alles. Es kann Leben retten wie das von Sara, wenn sie auf der Suche nach einem Netz einem Bombenattentat entgeht. Es kann einen Autounfall bewirken wie den von Jan während des digitalen Gekeifes seiner Mutter. Mit ihm kann man Beziehungen aufbauen und beenden. Das alles erfahren die vier Darsteller, bis es zur ersten persönlichen Begegnung kommt, bei der es gleich mächtig abgeht: Sara und Jan landen im Bett des Flughafenhotels. Steht man sich erst einmal leibhaftig gegenüber, funktioniert manches eben wie von selbst. Da braucht es am Ende nicht mehr viele Worte.

ECHO Münster, 2.2.08

Intendant Meinhard Zanger führt als Regisseur seine Schauspieler mit gewohnt sicherer Hand, die Schauspieler selbst sind präzise, frisch und witzig, das Bühnenbild von Petra Buchholz löst elegant alle räumlichen Probleme.

Münstersche Zeitung, 2.2.08

Im Foyer waren sie kaum zu übersehen, die Menschen, die noch schnell mit ihrem Handy eine Nachricht loswerden wollten oder sich verabredeten. Deshalb war das Stück, das anschließend im Wolfgang-Borchert-Theater Premiere hatte, ganz aktuell . . .  Borchert-Intendant Meinhard Zanger hatte das Stück mit hohem Sprechtempo auf zwei Stunden gedrängt . . . Die Grundidee, ein Theaterstück vorwiegend mit telefonierenden Menschen zu konstruieren, hat natürlich ihren Reiz, weil es dabei auch die verzweifelten Appelle auf die Mobilbox des Nicht-Teilnehmers gibt, das furchtbare Warten auf einen Rückruf, die Panik, mit einer SMS unwiderruflich Unfug verschickt zu haben . . . Das wie so oft mit großer Leidenschaft agierende Borchert-Ensemble im  . . .  schnell wandelbaren Film-Ambiente von Petra Buchholz.

Westfälische Nachrichten, 2.2.08