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Wolfgang Lichtenstein

Das Münsterprotokoll
Die 68er und der Deutsche Herbst - Spurensuche. Uraufführung.

Es ist noch nicht lang her, da setzte sich die Studentenschaft der Universität Münster energisch gegen die Einführung von Studiengebühren zur Wehr. Waren Münsters StudentInnen schon immer politisch so aktiv? Wie war das damals, 1968, als in Berlin und Frankfurt an den Unis "der Bär tobte"? Schließlich studierte Ulrike Meinhof in Münster . . . Als in Göttingen nach dem Buback-Mord durch die RAF der Mescalero-Aufruf erschien, da war die Nation außer Rand und Band. Was geschah da in Münster? Was spielte sich im berühmt-berüchtigten Hotel Kronenburg ab?

Drei Schauspieler machen es sich zur „Kampf“- Aufgabe, die „wilden Jahre“ in der BRD, speziell in Münster, etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei schlüpfen sie in die unterschiedlichsten Rollen, wälzen immense Berge an Material und durchschreiten die politisch aufregendste Zeit unseres Landes auf eine faszinierend spielerische Art und Weise.

Aus dem großen Fundus persönlicher Erinnerungen, Schriften, Zeitdokumenten und der spielerischen Umsetzung, konzipiert sich ein intermediales Gesamtkunstwerk, das die Grenzen üblicher Theaterereignisse sprengt - ein Mix aus Dokumentation, Fiktion und Collage, aus Spiel und Authentizität entsteht.

Nach dem Motto „Sagen lassen sich die Leute Nichts, erzählen alles“ erinnern sich die Drei an spannende Begegnungen mit Münsteranern und lassen politische Ikonen der Zeit wieder auferstehen. – Das Geschichtserlebnis der besonderen Art!

Regie führt der ehemalige Künstlerische Leiter der Ruhrfestspiele Recklinghausen [1983-91] Wolfgang Lichtenstein, der bereits durch seine Inszenierungen von Sartres GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT und Becketts GLÜCKLICHE TAGE in Münster hervorgetreten ist.





Inszenierung & Konzeption | Wolfgang Lichtenstein
Ausstattung | Elke König
Komposition | Wolfgang Florey

Mitwirkende | Florian Bender | Anja Bilabel |  Konrad Haller
Posaune | Rima Ideguchi

Premiere A | Donnerstag, 1. Mai 2008
Premiere B | Samstag, 3. Mai 2008
Beginn 20 Uhr
WBT_MAGAZIN


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PREMIERENSTIMMEN

„Als damalige Zeitzeugin und auch Besucherin der Kronenburg usw. usw., habe ich diese Vorstellung als gut recherchiert, gespielt und vorgetragen erlebt. Vielen Dank für die lehr- und temporeiche Darbietung!“
 
„Es war schön, so komprimiert so viel Geschichte zu erfahren.“
 
„Wichtige Recherche – gute Ideen!“

Die Zuschauernamen sind dem WBT bekannt, 3.5.08



PRESSESTIMMEN

Die 68er waren jedenfalls in Münster nicht langweilig . . . Für die Alt-68er ist das Stück eine Erinnerung an die Zeit damals und für uns Studenten ein Anlaß uns mal mit Geschichte ein bisschen mehr auseinander zu setzten.

Radio Q,  8.5.08



40 Jahre sind seit 1968 vergangen und viel Literatur über diese Zeit und ihre Folgen ist seitdem erschienen. Zwar ist man sich nach wie vor in der Bewertung der Ereignisse nicht einig, aber immerhin sind die Fakten gesichert. Auf diese Fakten und auf Interviews mit Zeitzeugen stütz sich „Das Münster-Protokoll“, das jetzt im Magazin des Borchert Theaters zur Uraufführung kam. In dem als „Heimatabend“ überschriebenen Stück behandelt Wolfgang Lichtenstein die Zeit vom Schah-Besuch bis zur Schleyer-Entführung und wirft dabei einen Blick auf die Ereignisse in Münster. … Kaufhausbrand, Kronenburg und Knipperdolling – alles wird zu einer assoziativen Collage vermixt. . . . Getreu dem Motto: „Sagen lassen sich die Leute nichts, erzählen alles“ setzt die zweieinhalbstündige Inszenierung auf das Urteilsvermögen eines Publikums, dem die politischen Ereignisse einigermaßen vertraut sind und das in der Lage ist, sich eine eigene Meinung zu bilden. . . . Lichtenstein [ist] mit dem „Münster-Protokoll“ ein sehenswerter Beitrag zur Aufarbeitung jener wilden Jahre gelungen, die die Welt doch ein wenig verändert hat.

Münstersche Zeitung, 3.5.08



Im Borchert Theater werden sämtliche Finger in eine noch schwelende Wunde aus der jungen Bundesrepublik gelegt. … Der Regisseur wühlte sich durch die Literatur über die „wilden Jahre“ und knallte die schillerndsten Teile als Zeitgeist-Puzzle auf die Bühne. „Das Münster-Protokoll… Ein Heimatabend“ heißt seine Spurensuche, die im Borchert Theater erfolgreich uraufgeführt wurde. . . . Anja Bilabel, Konrad Haller und Florian Bender ziehen alle Register: Wie eine studentische Referatsgruppe sichten sie Artikel und Dokumente; lesen einander [und dem Publikum] zwischen Ironie und Begeisterung die Erkenntnisse und Skandale vor – und verschmelzen plötzlich mit ihren Protagonisten. Wenn Anja Bilabel auf eine Schreibmaschine hackt, dann ist sie urplötzlich „die Meinhof“ – jene Fanatikerin des Widerstands, die bei Münsters AStA begann und als Terroristin in Stammheim endete. Florian Bender hat die Macho-Pose Baaders genauso drauf wie einen 70er-Jahre-Softie. Und Konrad Haller raunzt sich schön aggressiv durch die Parolen wie Dutschke persönlich. . . . Wie Treibholz zieht Münster vorbei in diesem Zeitgeist-Strom.

Westfälische Nachrichten, 3.5.08