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Eric-Emmanuel Schmitt

MEINE EVANGELIEN [DSE]
Ein Passionsspiel | Doppelprojekt. 

Schmitts MEINE EVANGELIEN besteht aus zwei Stücken: DIE NACHT DER ÖLBÄUME zeigt die letzte Stunde Jesu vor seiner Verhaftung im Garten Gethsemane. Es ist der bewegende Monolog eines Menschen, der weiß, daß er morgen sterben wird. Wußte Jeschua von Beginn an, daß er Gottes Sohn ist? Oder hat er es erst nach und nach entdeckt? Bei Schmitt ist er ein Mann, der zweifelt, der niemals mit "Ja" antwortet, wenn man ihn fragt, ob er der Messias sei. Doch nach und nach akzeptiert er seine Bestimmung, entschließt sich, seine Rolle zu spielen, sein Schicksal zu erfüllen und sagt zu Judas: "Jehuda, ich weiß nicht, wer ich bin. Ich weiß nur, daß etwas Größeres, als ich es bin, in mir ist. Ich nehme die Wette an, daß ich tatsächlich Der Sohn bin . . . Denn wenn ich verliere, verliere ich nichts. Aber wenn ich gewinne, gewinne ich alles."

Drei Tage später spielt DAS PILATUS-EVANGELIUM. Jesus' Leichnam ist verschwunden, er soll auferstanden sein. Pilatus wittert die Gefahr einer Legendenbildung. Dies muß er als römischer Statthalter mit allen Mitteln verhindern und sucht gemeinsam mit seinem Sekretär Sextus fieberhaft nach dem Leichnam, untersucht alle Spuren, um den Gerüchten ein Ende zu setzen. Die kriminalistische Untersuchung von Pilatus verändert sich, sie wird zu einem Kampf des Verstandes gegen das Übernatürliche. Je mehr seine Untersuchungen fortschreiten, desto dichter wird das Mysterium. Die Ratio steht schließlich nackt und zitternd vor dem Unbegreifbaren. Vor jeder neuen Frage erarbeitet er eine neue Hypothese, überprüft, ob sie stimmt, ob sie ausreichende Erklärungen liefert, testet sie bis zum Ende. Bis er, kraft- und atemlos, erkennen muß, daß etwas im "Fall Jesus" seine geistigen Fähigkeiten übersteigt.

Zanger entdeckte 1997 Eric-Emmanuel Schmitt für Köln. Bisher inszenierte er fünf Stücke des französischen Theaterstars. Seine Schmitt-Inszenierungen sahen in Köln ca. 42.500 Zuschauer in 497 Vorstellungen. Zanger hatte in Köln die Deutschsprachige Erstaufführung inszeniert, die Münstersche Zeitung sprach von einer regielichen "Meisterleistung".




Regie | Meinhard Zanger
Ausstattung | Petra Buchholz
Komposition | Wolfgang Florey

Mitwirkende |
Bernd Reheuser [Jeschua / Sextus] | Josef Tratnik [Pilatus]

Wiederaufnahme | Freitag, 15. Februar 2008
Beginn 20 Uhr
WBT_SAAL





PRESSESTIMMEN

Tod und Auferstehung Jesu aus zwei verschiedenen Blickwinkeln – das ist der faszinierende Ansatz des Erfolgsautors Éric-Emmanuel Schmitt . . . Inszeniert hat das fesselnde Doppelprojekt der Chef des Wolfgang Borchert Theaters, Meinhard Zanger . . . Seine Inszenierung ist verblüffend nahe dran an den biblischen Texten und eröffnet doch andererseits völlig neue Perspektiven auf sie. Die Dramatik des Geschehens um Tod und Auferstehung Jesu wird ebenso spannend wie manchmal auch humorvoll erzählt, wobei der Dialog zwischen Pilatus und Sextus nicht die Dichte und Ausdruckskraft des Monologs im ersten Teil erreicht. Stets aber bleibt das Mysterium des Gottessohnes gewahrt, was für ein Theaterstück nicht selbstverständlich ist.

Rheinischer Merkur Nr. 13, 29.3.07



Die karge, spartanische und doch stimmungsvolle Bühnenausstattung von Petra Buchholz erlaubt die Konzentration auf das Wesentliche des Textes. Und das (begehbare) Kreuz, das buchstäblich im Hintergrund steht und mit abwechslungsreichen Lichteffekten immer wieder in den Mittelpunkt gerückt wird – auch das für eine Theaterinszenierung eher unüblich. Dieses Schmitt-Stück passt ideal in die vorösterliche und österliche Zeit.

Unsere Kirche, 18.3.07



Meinhard Zanger hat die Regie ganz auf das Wort gerichtet. Er läßt den Text des Autoren wirken und das Können seiner Darsteller. Petra Buchholz hat ihm ein wirklich klasse Bühnenbild gezaubert. Als hohle Skulptur auf der Rückwand der Bühne ein schräg liegendes, beleuchtetes Kreuz, was sogar bespielt werden kann. Der Komponist Wolfgang Florey hat ihm eine zarte Musik dazu geschrieben, die zwischenzeitlich das Motiv von "Oh Haupt voll Blut und Wunden" freilegt. Bühne, Regie, Darsteller und Musik bilden ein stimmungsvolles Ganzes. Wer einen intelligenten Diskurs über die Entstehung einer der großen Weltreligionen erleben will und sich darauf einlässt, erlebt am Wolfgang Borchert Theater einen ungemein spannenden Theaterabend.

theater pur, Nr. 4/07



Jeschua ist keck, verspielt, in Gestus und Minenspiel sehr modern – aber das soll Jesus wohl sein: allgegenwärtig und immer von heute.

GIG April 07



Das Bühnenbild von Petra Buchholz dominiert eine liegende Kreuzform; viel weißer Sand, eine raffinierte Lichtregie und zarte Glasharfenklänge von Wolfgang Florey sorgen für fast metaphysische Stimmung. Nach der Pause dient die Kreuzverkleidung zwei Herren im militärischen Outfit als Warteraum: dem römischen Statthalter Pilatus (kernig: Josef Tratnik) und Sekretär Sextus.

ULTIMO 08/07



Jeschuas Leben in neuem Licht - Sehr reduziert und gerade deshalb beeindruckend am Wolfgang Borchert Theater in Münster umgesetzt . . . Das gradlinige Bühnenbild (Petra Buchholz) wird von einem Kreuz beherrscht, das zuweilen die Zuschauer blendet, um im nächsten Moment durch ein dezentes Farbspiel zu begeistern . . . Intendant Meinhard Zanger, der das Stück 2006 als deutsche Erstaufführung in Köln inszenierte, konzentriert sich fernab von Schnickschnack auf Schmitts Sprache und setzt hervorragende Schauspieler ein. Das Ergebnis könnte so manchen Religionsunterricht aufmischen.

Die Glocke, 26.2.07



Meinhard Zanger ist eine tiefsinnige und gleichzeitig spannende Inszenierung gelungen, die dem biblischen Stoff neue Aspekte abgewinnt. Die Schauspieler agieren mit großer Intensität und sicherem Gespür für ihre Rollen. Zeitgemäße Sprache und ein gewisses Maß an Komik sorgen dafür, daß der heilige Ernst nicht überhand nimmt.

Münstersche Zeitung, 24.2.07



„Die Nacht der Ölbäume“, der Monolog jenes Jeschua, den wir als Jesus kennen, ist eine ebenso spannende wie im besten Sinne belehrende Stunde Theater
. . . Brillant holt Éric-Emmanuel Schmitt seinen Jeschua auf den Boden der Realität, ohne die Aura des Gottessohnes Jesus zu zerstören . . . Die stimmungsvolle Bühne von Petra Buchholz trägt zur Faszination ebenso bei wie die Sphärenklänge Wolfgang Floreys.

Westfälische Nachrichten, 24.2.07