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Friedrich Schiller


Trauerspiel in fünf Aufzügen. | WBT-Fassung von Meinhard Zanger. 

England 1568. Zwei politische Weltanschauungen und Religionen prallen in Person der protestantischen Königin Englands, Elisabeth I., und der katholischen Königin Schottlands, MARIA STUART, aufeinander. MARIA STUART muß wegen Anstiftung zur Ermordung ihres Gatten ihre Heimat verlassen und erhofft sich Schutz bei ihrer Großkusine, der englischen Königin. Aus Angst um schottische Machtansprüche auf den englischen Thron läßt Elisabeth I. allerdings MARIA STUART internieren. Friedrich Schillers Drama setzt 1587, drei Tage vor der Hinrichtung Marias, ein. Alle Ränkespiele der Königinnen und Vermittlungsversuche ihrer jeweiligen Vasallen scheitern. Schließlich ist die Katastrophe nicht mehr abzuwenden . . .

Schillers vollkommenstes Werk über Macht und Ohnmacht, Recht und Rechtlosigkeit, Kampf und Intrigen, Verantwortung und Schuld, Sein und Schein, Aufruhr und Haft, Liebe und Haß!

Friedrich Schiller hat mit seiner Uraufführung am Hoftheater Weimar 1800 ein grundlegendes Werk der Weimarer Klassik ins Leben gerufen und zwei starke Frauencharaktere geschaffen, die gegensätzlicher nicht sein können. MARIA STUART spiegelt die Enttäuschung Schillers über die totalitären Auswüchse der Französischen Revolution wieder.

WBT-Intendant Meinhard Zanger hat anläßlich des 250. Geburtstages Schillers eines der besten, brillantesten und spannendsten Stücke des deutschen "National"-Dichters in den Spielplan genommen. Der Regisseur akzentuiert in seiner auf sieben Rollen reduzierten Fassung die politischen und juristischen, die öffentlichen und privaten Aspekte des Trauerspiels und trotzt Schillers Gender-Diskurs eine neue Lesart ab. Die Titelrolle hat Nora Düding übernommen, die als Mercedes Degás in der Satire DIE GRÖNHOLM-METHODE am WBT debütierte, ihre Gegenspielerin Elisabeth I. Stefanie Mühle.


Inszenierung | Meinhard Zanger
Ausstattung | Petra Buchholz

Mitwirkende | Nora Düding [Maria Stuart, Königin von Schottland, Gefangene in England] | Stefanie Mühle [Elisabeth, Königin von England] | Sven Heiß [Robert Dudley, Graf von Leicester] | Heiko Grosche [Georg Talbot, Graf von Shrewsbury] | Sabrina vor der Sielhorst [Wilhelma Cecil, Baronin von Burleigh, Großschatzmeisterin] | Jens Ulrich Seffen [Amias Paulet, Ritter, Hüter der Maria] | Florian Bender [Mortimer, sein Neffe] |

Premiere A | Freitag 28. August 2009 | 20 Uhr
Premiere B | Samstag, 29. August 2009 | 20 Uhr
Beginn 20 Uhr
WBT_SAAL


Am Dienstag, den 8. September um 16:20 Uhr wurde im Rahmen der Theatertipps des Kölner Radiosenders Domradio die Kritik des Journalisten Josef Stüer über unsere Eröffnungs-Inszenierung MARIA STUART ausgestrahlt. Über diesen link können Sie den etwa achtminütigen Mitschnitt anhören.



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PRESSESTIMMEN

Meinhard Zanger findet noch andere Bezüge zu unserer Zeit. […] Guantanamo läßt grüßen. Wenn die Kapuze fällt, nimmt Zanger schon eine Aussage vorweg: den Läuterungsweg der Stuart. […] Punktgenau beginnt der Wandel, der moralische Sieg der MARIA STUART und der moralische Niedergang der Elisabeth. Das Pathos, welches in Schillers Text unbedingt steckt, umschifft Zanger, indem er damit öfters mit Ironie umgeht. […] Zanger hat das Stück gut und üppig gestrichen und auf sieben Personen beschränkt: Elisabeth (Stefanie Mühle im königsblauen Hosenanzug mit unheimlicher Bühnenpräsenz), Maria Stuart (Nora Düding, die auf breiter Front überzeugt), Leicester (Sven Heiß, der den ewig taktierenden Lord glaubwürdig wiedergibt), Shrewsbury (Heiko Grosche stets ausgleichend), Burleigh (Sabrina vor der Sielhorst als karrieregeile Baronin), Paulet (Jens Ulrich Seffen gibt ihn überzeugend wieder) und Mortimer (Florian Bender, die Rolle des jugendlichen Heißspornes ist mit ihm blendend besetzt). Eine ausgefeilte Sprachregie, der alle Darsteller gerecht werden, sorgt zusätzlich für eine tolle Umsetzung. Nicht zu vergessen eine sehr gute Begleitmusik von Markus Reyhani, wo die letzten Takte noch in der Nacht vor der Premiere online aus Chicago kamen. Starker Applaus von einem begeisterten Publikum.“

Theater pur, 09/10.2009



Die Drehbühne sorgt für unterbrechungsfreie Szenenübergänge. Grelle Neonröhren, ein Waschbecken aus Blech: Zuschauer loben das schlichte Bühnenbild von Petra Buchholz. [. . .] Der nun folgende Auftritt von Sabrina vor der Sielhorst als eiskalte Baronin von Burleigh, die Marias Tod fordert, ist einer der Höhepunkte der verdichteten und auf sieben Darsteller reduzierten Inszenierung von Meinhard Zanger. [. . .] Für die rundum gelungene Premiere applaudiert das Publikum knapp 6 Minuten lang allen 7 Darstellern gleichmäßig.

Domradio, 8.9.2009



„Die Bilder der Gefangenen in Guantánamo sind um die Welt gegangen. Schilderungen der Folter. Wenn Maria Stuart ihre Hände ausstreckt, sieht man violette Male an den Gelenken. Und wenn sie spricht: „Man hält mich hier gefangen wider alle Völkerrechte“, wird Schillers Werk noch größer, noch aktueller, noch schärfer, als es das ohnehin schon ist.

Wenn es in Münster einen Preis für das beste Theaterstück der Saison geben würde, stände Intendant und Regisseur Meinhard Zanger mit seinem Team jetzt schon auf der Auswahlliste. Er lässt die politischen Ränkespiele auf einer Drehbühne um sich selber kreisen, durch Neonröhren grell wie auf dem Seziertisch ausgeleuchtet (Ausstattung: Petra Buchholz). Er meißelt klar und filigran die Figuren und ihre Taten aus dem historischen Kontext heraus ohne sich an der Historie zu vergehen. [...]

Nora Düding schafft es, sehr glaubwürdig die zwei Gesichter der schottischen Königin Maria Stuart zu zeigen: Sie ist das Opfer ihrer Schwester Elisabeth, die sie in den Kerker werfen ließ aus Angst, sie könne den englischen Thron besteigen. Aber Düding ist auch die Frau, die ihren Mann mordete, die von einer Sekunde zur anderen den orangefarbenen Overall abstreift, ihre Würde zwar äußerlich zurückgewinnen und in ein rotes Samtkleid schlüpfen kann, aus deren Augen im blassen Gesicht dann aber nackte, rohe Gewalt blitzt. Wenn sie zur Illustration ihrer Macht auf den Thron Elisabeths hüpft und Elisabeth aus Verzweiflung einfach auf sie draufhüpft, ist das eine der grandiosesten Szenen. Hüpfen müssen sie beide, denn für beide ist dieser Thron, ein ausrangierter Friseurstuhl, dieses eine kleine Stück zu hoch.

Stefanie Mühle zeigt ebenfalls die erschreckenden Gesichter der Königin Elisabeth: falsch und feige ist sie, hilflos und skrupellos. Eine aufgetakelte Lebedame mit Krönchen in der auftoupierten Dauerwelle. Die um ihren Thorn kämpft, bis die Rivalin ermordet ist. Sie trägt einen Anzug in Royalblau. Doch das Orange wird ihr ewig anhaften.“

Münstersche Zeitung, 31.8.09


 
Der Boden schwankt. Er schwankt, wenn Maria Stuart angesichts des drohenden Schafotts zu ihrem Rosenkranz greift. Er schwankt, wenn im steril beleuchteten Thronsaal Elisabeths sich die Berater wie Schlangen um die Monarchin winden. Die Drehbühne im Borchert-Theater (Ausstattung: Petra Buchholz) ist eine Novität und zeigt an: Hier ist kein sicherer Tritt zu fassen, weder politisch noch moralisch - mögen auch Liebesqual oder Staatsräson an diesem Intrigantenstadel zerren. Am Ende fährt die Bühne im Kreis mit dem ganzen Ensemble, das den rauschenden Premierenapplaus lächelnd entgegen nimmt.

Friedrich Schillers 250. Geburtstag beflügelte den Intendanten Meinhard Zanger, das Königinnen-Drama neu auf die Bühne zu bringen - und auf zweieinhalb Stunden und sieben Personen zu reduzieren. Ein modernisiertes Ränkespiel, das starke Momente hat. Meist, wenn Schillers Pathos ungeschminkt zwischen aktuellen Bezügen hervorbricht, der Dichter in schäumenden Versen seinen Klassiker-Status einfordert. [...]

Maria Stuart (intensiv: Nora Düding), Königin von Schottland, Hüterin katholischen Glaubens mit unverhohlenem Anspruch auch auf Englands Krone. Von solch Gefangenen droht Gefahr. Kein Wunder, dass Elisabeths Berater die englischen Gesetze nach Belieben brechen - zum Wohle Englands und dem eigenen. „Man hält mich hier gefangen wider alle Völkerrechte!“ ruft Zangers elende Maria. Mit kahlem Schädel in amerikanischer Gefängniskluft.

Sabrina vor der Sielhorst (als Burleigh) mischt mächtig mit im machtgeilen Männer-Clinch. Mit Stöckelschuh und eisiger Marketing-Erotik waltet sie ihres Amtes. Unbarmherziger war nie ein Bürokrat als diese „Lady Burleigh“.

In maskenhafter Blässe thront Stefanie Mühle als umschmeichelte Queen über allem, faszinierend zwischen Täter- und Opfer-Attitüde pendelnd. Ihr Furien-Duell mit der Rivalin hat Power und Pathos, Mühle und Düding schenken sich nichts.“

Westfälische Nachrichten, 31.8.09



Meinhard Zanger stellt in seiner modernen Inszenierung von Schillers „Maria Stuart“ zum Spielzeitstart des Wolfgang Borchert Theaters starke Frauen (und fabelhafte Schauspielerinnen) in den Vordergrund. [. . .] Nora Düding versteht es sogar im Sträflingsanzug und mit Glatze den Stolz, die Anmut und Unbeugsamkeit der englischen Königin sehr überzeugend darzustellen. Denn Sätze wie: „Man kann uns niedrig behandeln, nicht erniedrigen“, spricht sie mit einer Klarheit und Leidenschaft aus, die keinen Zweifel an dieser Aussage lässt. Auch ihre Gegenspielerin Stefanie Mühle besticht in ihrer Darstellung Elisabeth I. als Geschäftsfrau. [. . .] Gelungen ist außerdem die Verwandlung des von Schiller entworfenen Wilhelm Cecil in eine Wilhelmina (Sabrina vor der Sielhorst). Die Mimin verkörpert gekonnt die kühle, intrigante Großschatzmeisterin, die zur Erreichung ihrer Ziele auch weibliche Reize einsetzt. Die auf sieben Rollen reduzierte Fassung des Dramas am Wolfgang Borchert Theater ist eine spannende Inszenierung, in der man zugleich viele Verweise auf moderne Themen findet wie Religionsfreiheit, Diskriminierung und Frauenrollen.

Echo Münster, 31.8.2009

Überaus sensibel bringt der Intendant des Wolfgang Borchert Theaters in Münster das Trauerspiel um die Stuart auf die Bühne. [. . .] Mit allzu langen Ausführungen über Recht und Gerechtigkeit, Schuld und Unschuld hält sich Intendant Meinhard Zanger nicht auf. Eine Drehbühne führt dem Zuschauer immer wieder neue, lebendige Szenen dieses Spiels vor Augen, das MARIA STUART am Ende den Kopf kostet. [. . .] Die münstersche Inszenierung bringt einen frischen Wind in das im 16. Jahrhundert angesiedelten Stück, das im Hoftheater Weimar im Jahr 1800 uraufgeführt wurde. Keine staatstragenden Roben, keine übertriebenen Gesten – dafür die wunderbare Mimik der mal arroganten, mal unsicheren, dann wieder spitzbübischen Elisabeth. Ebenso überzeugend wirkt MARIA STUART, deren Auftritt wenig theatralisch, sondern in weiten Zügen nachdenklich wirkt. Dem gesamten Ensemble, darunter Heiko Grosche, als Graf von Shrewsbury, Sven Heiß als Leicester und Sabrina vor der Sielhorst als Großschatzmeisterin, ist eine gelungene Aufführung zu verdanken [. . .].

Die Glocke, 31.8.09