Gastspiel
Monolog über einen Verlierer, der die Mauer zum Einsturz brachte.
Von Thomas Brussig mit Torsten Bauer
1995 wurde Thomas Brussigs Roman HELDEN WIE WIR zum Mega-Bestseller und Exportschlager, als „der“ große Nachwenderoman gefeiert. Und das mit einem märchenhaft-kruden Plot: anläßlich des 20. Jahrestags des Mauerfalls spielt der Oberhausener Torsten Bauer in der Bühnenversion den Sohn eines Stasi-Spitzels und einer Hygieneinspektorin mit dem unaussprechlichen Namen Klaus Uhltzscht: er war es, der die Berliner Mauer 1989 kraft eines einzigen Körperteils zum Einsturz brachte. In Klaus Uhltzschts Persönlichkeit treffen sich alle klischeehaften Eigenschaften einer DDR-Biografie autoritär zwischen Kinderkrippe und Pionierorganisation erzogen und politisch verblendet, landet er auf direktem Weg bei der Stasi. Hinzu kommt ein kleines „männliches“ Minderwertigkeitsgefühl. Klaus geht in die Offensive und wird größenwahnsinnig: er, Uhltzscht, hüte die einzige Wahrheit über die Umstände der historischen Nacht vom 9. November 1989. Thomas Brussig Kein Autor hat frecher und unverkrampfter den kleinbürgerlichen Mief des Ostens gelüftet.
Eine Woche nach der Premiere von HELDEN WIE WIR am Theater Oberhausen am 9. November, dem „Schicksalstag der Deutschen“, findet das Münster-Gastspiel am 17. November im Wolfgang Borchert Theater statt. An jenem schicksalhaften 9. November ereigneten sich nicht nur die Revolution 1918 und die Reichspogromnacht 1938, sondern eben auch der Fall der Berliner Mauer 1989.
Torsten Bauer ist seit sechs Jahren am Theater Oberhausen engagiert, wo er gerade wieder zum Publikumsliebling der Spielzeit 2008/09 gewählt wurde. Torsten Bauer ist am 13.8.1961, dem Tag des Mauerbaus geboren und in der DDR aufgewachsen. Er weiß also, wovon er spielt. Ein Abend, der neue bewegende, wenn auch Zwerchfell bewegende Einblicke in das untergegangene Land DDR gibt und gemäß unseres Spielzeitmottos die Frage nach der [nationalen] Identität stellt.
WBT_GASTSPIEL | Dienstag, 17. November 2009
Beginn 20 Uhr
WBT_MAGAZIN
Weitere Vorstellungen:
So 17.1.10 und So 21.2.10 | jeweils 18 [!] Uhr
PRESSESTIMMEN
„Für das Publikum im Borchert-Theater ein ostalgischer Trip ins Herz der Peinlichkeit, wie nur ein waschechter Ossi ihn auf die Bühne schmettern kann. […] Da blieb manch 'realsozialistischer' Lacher im Halse stecken um dann bei der nächstbesten Zote doch hervorzubrechen. Davon hat das Stück reichlich, rankt sich die satirische Versager-Story doch komplett um Klaus´ kleinen Kameraden, der immer vor der prüden Mutter versteckt werden muß. […] Torsten Bauer spielt all diese qualvollen DDR-Klischees grandios. Der läßt auch 'Honis' sozialistischen Singsang authentisch aus dem Grabe wimmern.“
Westfälische Nachrichten, 19.11.2009
„Zuhause war sexfreie Zone. Fragen zum Thema unerwünscht. 'Verjiss et', hat der Vater immer gesagt. Schauspieler Torsten Bauer klemmt die Beine zusammen. Sexuelle Selbstsuche im kleinbürgerlichen Ost-Mief. Das Publikum lacht herzhaft, aber mitfühlend. Ein bißchen Glück hätte man diesem Charlie Brown der DDR gern gegönnt. […] All das ist saukomisch […].“
Münstersche Zeitung, 19.11.2009