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Simon Moore nach Stephen King


Thriller.



Der erfolgreiche Romanautor Paul Sheldon hat gerade seine Bestseller-Reihe MISERY zu Ende gebracht, als er auf dem Rückweg nach New York von der verschneiten Straße abkommt und einen Abhang herunterstürzt. Aus dem Koma erwacht, findet er sich in dem Haus der examinierten Krankenschwester Anni Wilkes wieder, die ihn mit Schmerzmitteln versorgt und sich zudem als sein größter Fan entpuppt.

Als sie erfährt, daß Paul die Titelheldin Misery Chastain hat sterben lassen, verblaßt die anfängliche Hilfsbereitschaft und wird zum beängstigenden Psycho-Spiel: Die Telefonleitungen sind gekappt, alle Suchaktionen vereitelt und Paul findet sich, geschwächt und tablettenabhängig, einem ungleichen Kampf ausgesetzt, bei dem seine einzige Hoffnung darin besteht, Annis Forderung nach der Rückkehr der Titelheldin zu befriedigen.

Ein skurriler Thriller, der nicht nur durch seine psychologisch durchgefeilte Handlung überzeugt, sondern auch durch Dialoge besticht, die zwei Charakterdarstellern glänzende Rollen bieten.

Das Stück von Simon Moore geht auf den gleichnamigen Stephen-King-Roman MISERY [dt. SIE] zurück, der den Auftakt etlicher Bücher bildet, in denen King die verborgenen Ängste von Schriftstellern thematisiert. King wurde 1988 für seinen Roman mit dem "Bram Stoker Award" ausgezeichnet. 1990 wurde er in der Regie von Rob Reiner verfilmt und war ein Jahr später auch in den deutschen Kinos zu sehen. Der Film war vor allem aufgrund seiner physischen Brutalität in der Diskussion und brachte Kathy Bates einen Oscar und einen Golden Globe Award für ihre Hauptrolle als Anni ein.

Im WBT wird der Thriller in der Inszenierung von Johannes Kaetzler zu sehen sein. Vor seiner Arbeit als Intendant der Kreuzgangspiele Feuchtwangen seit 2009, hat er langjährig als freischaffender Regisseur und Autor gearbeitet (u. a. Kampnagel Hamburg, Ernst Deutsch Theater Hamburg, Festspiele Bad Hersfeld, Wuppertaler Bühnen) und war 2006/07 leitender Regisseur am Ernst Deutsch Theater Hamburg.


Inszenierung & Bühne | Johannes Kaetzler
Kostüme | Heike Engelbert

Mit | Monika Hess-Zanger [Anni Wilkes] & Sven Heiß [Paul Sheldon] |

Premiere A | Donnerstag, 10. Februar 2011 | 20 Uhr
Premiere B | Samstag, 12. Februar 2011 | 20 Uhr
WBT_SAAL


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PRESSESTIMMEN


Klingt nach bluttriefendem Horrortheater. Doch Regisseur und Bühnenbildner Johannes Kaetzler findet stets einen Weg, das Grauen abzubilden, ohne plakativer als nötig zu werden. So dass Simon Moores Stück „Misery“ nach Stephen King, dem schon ein berühmter Kinofilm vorausging, tatsächlich zum Psychoduell zweier ungleicher Gegner wird - frei von überflüssigen Nebenfiguren und retardierenden Momenten, ganz geprägt von Annis Wahn und Pauls aussichtslos erscheinendem Kampf.

Paul - das ist Sven Heiß. […] Pauls große Schmerzen und seine kleinen Hoffnungsfunken, sein Widerstreben und Einlenken: Sven Heiß findet präzise Töne und Gesten für diesen Wechsel. Monika Hess-Zanger auf der anderen Seite zeichnet Anni als kindliches Wesen, dessen spät eingestandene biografische Verletzungen Folgen haben: Sie flieht in die Scheinwelt der regelmäßig bedrohten und geretteten Misery, sie gaukelt sich und ihrem Opfer ein heiteres Weihnachtsfest vor. Hüpft ausgelassen herum, möchte gar für ihre „Leistungen“ Lob einheimsen und verwandelt sich von einem Moment zum anderen in die strenge, strafende Instanz. So liebevoll-realistisch das Bühnenbild von Johannes Kaetzler ist, so monströs inszeniert er die Titelfigur.

Der Effekt beim begeisterten Premierenpublikum ist nicht das Grauen vor dem Üblen in uns allen, wohl aber das wohlige Schaudern und die durchgehende Spannung über eine Spielfilmlänge hinweg.

Westfälische Nachrichten, 11.02.2011

 

Im Gegensatz zum Film hält sich Johannes Kaetzlers Inszenierung mit offensichtlichen, blutigen Gewaltdarstellungen weitgehend zurück. Und tut gut daran. […] Stattdessen liegt der Akzent hier auf den inneren Vorgängen und der psychischen Disposition der Helden. Monika Hess-Zanger lässt den Wahnsinn, von dem Anni befallen ist, in gut abgemessenen Dosen und dadurch umso glaubhafter zum Ausbruch kommen. Gekonnt wechselt sie die Stimmungen, ist gerade noch zuckersüß und im nächsten Augenblick eine wahre Furie. Streckenweise empfindet der Zuschauer sogar Mitleid mit Anni. Sven Heiß als Paul meistert das Wechselbad der Gefühle, die ihm seine Lage beschert, ebenfalls mit Bravour. […] Eine gelungene Inszenierung, die sich auf die traditionellen Stärken des Theaters besinnt.

 

Münstersche Zeitung/Ruhr-Nachrichten, 11.02.2011