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Sarah Kane

ZERBOMT
Ein Schlachtspiel.

Eine englische Stadt. Zwei Menschen in einem Hotelzimmer, ein Mann und eine Frau. Der Mann ist Mitte vierzig, Journalist und schwer krebskrank, die Frau, fast noch ein Kind, seine frühere Geliebte. Sie sucht Nähe, er will mit ihr schlafen, sie weigert sich, er vergewaltigt sie. Sie stottert, verliert das Bewußtsein. Draußen auf der Straße tobt ein Krieg. Ein Soldat stürmt das Hotelzimmer. Als Befreier kommt er nicht.

ZERBOMBT ist die ins Extrem gesteigerte Bestandsaufnahme eines beschädigten Lebens. Im Tonfall unterkühlter Sachlichkeit, mit dramaturgischer Ökonomie und erschreckender Logik treibt die junge britische Autorin die scheinbar private Situation einer dysfunktionalen Zweierbeziehung an ihre äußersten Ränder und lotet die eskalierende Gewaltbereitschaft einer kaputten Gesellschaft aus.

Sarah Kane, 1971 in Essex geboren, zählt zu den wichtigsten Dramatikerinnen der Gegenwart. In Deutschland wurde sie zweimal hintereinander, 1999 und 2000, zur besten ausländischen Theaterautorin des Jahres gewählt. Mit der Wucht elisabethanischer Tragödien, großer Zärtlichkeit und Schönheit erzählen ihre Stücke von Gewalt und Liebe, Einsamkeit und der unstillbaren Sehnsucht nach Nähe. Ihr Spektrum reicht von den apokalyptischen Schreckensszenarien in ihrem Bühnenerstling ZERBOMBT [BLASTED], in PHAIDRAS LIEBE und GESÄUBERT bis zur "wunderbaren, befremdlichen Sprachkomposition" [Der Spiegel] ihrer beiden letzten Werke, GIER und dem posthum aufgeführten 4.48 PSYCHOSE. Als Sarah Kane im Februar 1999 mit 28 Jahren Selbstmord beging, "verlor das europäische Theater mit ihr eine seiner größten Begabungen". [DIE ZEIT]

"Unter den jungen Stückeschreibern war Sarah Kane wohl die radikalste, poetischste, beste. Niemand konnte mit so brutalen Pinselstrichen so feine Skizzen hinlegen, niemand sonst fand Musik in Worten und Taten, die anderen eine Gänsehaut über den Rücken jagen." [Süddeutsche Zeitung]

"Sarah Kanes schmerzender Lebensfunke – das ist gewiss – wird das Theater noch lange in sein eigentümliches Licht tauchen." |Frankfurter Rundschau]





Regie | Monika Hess
Ausstattung | Elke König

Mitwirkende |
Brit Dehler [Cate] | Konrad Haller [Ian] | Alexander Hanfland [Soldat] |

Premiere A | Donnerstag, 19. April 2007
Premiere B |
Samstag, 21. April 2007
Beginn 20 Uhr
WBT_MAGAZIN



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PRESSESTIMMEN

Die Regisseurin Monika Hess vertraut ganz auf den Text und geht auch ganz realistisch im Sinne der Autorin darstellerisch ans Werk. Die Bühne, im langen Schlauch des Magazins, der kleinen Spielstätte des Theaters, ist ein schäbiges Hotelzimmer, eine Absteige. Und die Schauspieler folgen auch dem naturalistischen Gedankengang der Autorin. . . . Und die Darsteller sind einfach nur gut. Brit Dehler gibt die Cate zerbrechlich und sensibel. Konrad Haller ist als Ian eine Mischung aus Macho und seelisch hilfloser Kreatur. Und Alexander Hanfland gibt den Soldaten als scheinbare Kampfmaschine, aber auch den Erklärungsnotstand, den er mit sich selbst hat. Ein spannender bezwingender Abend im Wolfgang Borchert Theater, der vor allem der Autorin in hohem Maße gerecht wird. Für Zuschauer keine leichte Kost. Doch die Anwesenden ließen sich durchaus, nach kurzer Gedankenpause, zu starkem Applaus hinreißen. Sehenswert.

theater pur Nr. 6/2007 



Theaterstücke von Sarah Kane bieten keinen Raum für Durchschnittlichkeit. Die Britin ... fordert in ihren Psychodramen restlose Hingabe von den Schauspielern. Die bekam sie in der Premiere von ZERBOMBT an Münsters Wolfgang Borchert Theater.

Das Borchert-Theater präsentiert dieses realistischste Stück der Autorin auf der Magazin-Bühne in einer passenden realistischen Inszenierung ... [ein] packendes Kammerspiel. Regisseurin Monika Hess hat die Autorin ernst genommen ... [Sorgsam] arbeitet sie ... heraus, wie Kane mit dem Seziermesser Gewalt und Verrohung im menschlichen Charakter darstellt. Ganz ohne drastische Momente kommt die Inszenierung freilich nicht aus: So scheuen die Schauspieler sich nicht, mit körperlicher Nacktheit die seelische Verletzlichkeit der Figuren zu unterstreichen ... Eine Inszenierung, über die man noch lange nachsinnt.

Münstersche Zeitung, 21.4.2007



Monika Hess hat in Münsters Wolfgang Borchert Theater den Versuch unternommen, den Bildern in ZERBOMBT ihre drohende Vordergründigkeit zu nehmen. Das teure Hotelzimmer, in dem das Paar Ian und Cate aus der anfänglichen Zimmerschlacht in den realen Krieg gerät, ist im Magazin des Borchert-Theaters ein schmaler, schwarzer Raum, der es ermöglicht, die sexuellen Aggressionen des Mannes ebenso dezent ins Bild zu setzen wie später die Schreckenstaten des eindringenden  Soldaten ... Die Darsteller ernten großen Beifall dafür, dass sie sich die Seelen aus dem Leib spielen.

Westfälische Nachrichten, 21.4.2007