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William Shakespeare
WAS IHR WOLLT
Komödie. Übersetzung und Fassung von Meinhard Zanger
Premiere | Donnerstag, 19. November 2015 | 20 Uhr
Vorstellungsdauer | 2 1/4 Std. | Eine Pause

+++ Ausgezeichnet mit dem Monica-Bleibtreu-Preis 2016 +++


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Fotos: © Klaus Lefebvre

Illyrien, eine kleine Stadt am Meer. Shakespeares fiktionales Königreich. Dort gehen die Uhren anders, denn Illyrien ist ein Land der Muße und der Langeweile. Keiner arbeitet, man lebt für Wein, Weib und Gesang und, vor allem, für die Melancholie. Erst die Ankunft der schiffbrüchigen Viola belebt den von Schwermut befallenen Küstenort: Illyrien erwacht – und zwar mit Verve.

Voller Trauer um ihren scheinbar im Ozean ertrunkenen Zwillingsbruder Sebastian, verkleidet Viola sich zu ihrem Schutz als Mann mit Namen Cesario und tritt in die Dienste des Regierungschefs, des Herzogs Orsino. Sie soll ihm als Liebesbote dienen. Viola macht ihre Sache derart professionell, dass die Gräfin diesem Cesario auf der Stelle verfällt – während Viola selbst ihr Herz an Orsino verliert. Doch auch der penible Verwalter Malvolio, unsterblich in Olivia verliebt, der Säufer Sir Toby Rülps, der mit dem Kammermädchen Maria anbandeln will, und Sir Andrew Bleichenwang, ein Ritter von recht trauriger Gestalt und von Olivia verzaubert, geben sich selbsttäuschenden Liebeshoffnungen hin, vom Narr mit luzidem Witz kommentiert. Der Liebeswirrwarr ist umso schwerer zu durchschauen, als nicht nur bald nicht mehr klar ist, wer wen liebt, sondern auch, wer man selbst ist. Und wer ist eigentlich der Andere, wenn man nicht hinsieht? Als dann Sebastian, der das Unglück überlebt hat, plötzlich wieder auftaucht, überschlagen sich die Ereignisse . . .

In Shakespeares Illyrien sind alle so verrückt, dass es verrückt wäre, nicht ebenso verrückt zu sein.

Nach Shakespeares EIN SOMMERNACHTSTRAUM im Gasometer 2012 inszeniert Intendant Meinhard Zanger zum zweiten Mal einen Shakespeare am WBT, diesmal in der neuen Spielstätte im Flechtheimspeicher. Neu im Ensemble sind Hannah Sieh, Peter Kaghanovitch und Gerd Lukas Storzer.


Inszenierung | Meinhard Zanger

Ausstattung | Elke König

Musik & Sounds | Manfred Sasse
Fechtszenen | Alexander Ourth 

Mitwirkende | Florian Bender
[Sebastian]  | Luan Gummich [Antonio] | Sven Heiß [Orsino] | Monika Hess-Zanger [Feste] | Peter Kaghanovitch [Sir Toby von Rülps] | Ines Kottmann [Polizist] | Jürgen Lorenzen [Malvolio] | Gerd Lukas Storzer [Sir Andrew von Bleichenwang] | Manfred Sasse [Ein Pianist / Fabio / Ein Priester] | Hannah Sieh [Olivia] | Anuk Ens [Maria] | Alice Zikeli [Viola]



PRESSESTIMMEN

„Mach mir Musik!“, raunzt der Herzog den Pianisten an. Der unterbricht sein schönes Spiel und antwortet konsterniert: „Hallo das ist Bach!“ Doch der liebeskranke Herzog Orsino (Sven Heiß) will etwas anderes, verdrängt den armen Musiker (Manfred Sasse) und stimmt eine Popschnulze an. [...] Was zum Weinen komisch ist. Bei Shakespeare steht das – natürlich – so nicht. Aber Meinhard Zanger, als Regisseur [...], lässt auch in seiner Inszenierung der Komödie „Was ihr wollt“ der Fantasie und dem Humor freien Lauf.

Und weil gerade in diesem Stück, wo sich beinahe jede(r) in jede(n) verlieben kann, die "Musik der Liebe Nahrung ist", wird im Wolfgang Borchert Theater ausgiebig musiziert und herzig gesungen: Am Kanon „Halt‘s Maul, du Hund“ darf das Publikum dreistimmig teilnehmen – und tut das in der Premiere enthusiastisch.
Den Flügel in Elke Königs poetischem Bühnenbild [...] darf man allerdings nicht für bare Münze nehmen. Das wird spätestens nach der Pause klar, wenn er als Gefängnis für den veralberten Haushofmeister Malvolio dient [...].Jürgen Lorenzen macht zuvor schon aus der Lektüre des falschen Liebesbriefs, den ihm Kammermädchen Maria (Sabrina vor der Sielhorst) untergeschoben hat, ein mimisches Kabinettstück. Wenn er dann im schwarz-gelben Outfit die nichtsahnende Gräfin Olivia bespringt, wird die Inszenierung so derb, wie Shakespeare es zulässt, und ist dabei ebenso punktgenau choreografiert wie in den brüllend komischen Fechtszenen, die Alexandra Ourth einstudiert hat.

Meinhard Zanger gelingt zweierlei: zum einen bettet er den teils rustikalen, teils philosophischen Witz des Werks in einen romantischen Rahmen, den der chaplineske Narr erzeugt (Monika Hess-Zanger), wenn er die Figuren zum Bühnenleben erweckt. Zum anderen treibt der Regisseur sein Ensemble zu Höchstleistungen an. [...] Der Zuschauer akzeptiert Shakespeares Mummenschanz, weil er bewegt die Gefühlsverwirrungen des Teenies Viola verfolgt. Und Zanger steigert die allgemeine Verwirrung noch, indem er manch gleichgeschlechtlichen Kuss inszeniert.

Einen improvisierten Husarenritt schließlich liefert Florian Bender ab: Eigentlich „nur“ für die ernste Rolle von Violas Zwillingsbruder Sebastian vorgesehen, springt er an der Seite des ulkigen Sir Toby Rülps (Peter Kaghanovitch) für einen kranken Kollegen als Sir Andrew Bleichenwang ein und lässt nach der Pause diesen Charlie-Brown-Clown sogar mit Sebastian zusammentreffen. Davon, aber auch von einem lustig-poetischen Abend, ist das Premierenpublikum entzückt.
Westfälische Nachrichten, 20.11.2015

Regisseur Meinhard Zanger setzt einfallsreich auf Scherz und Satire. Das Ensemble entwickelt große Spielfreude zwischen gockelhaft aufgeplustert und zartbesaitet. Alle küssen kreuz und quer, fechten, singen Schnulzen oder Spottgesänge unter Einbeziehung des Publikums. Jürgen Lorenzen als Malvolio wandelt sich grandios von einer spießigen Beamten-Karikatur zum durchgeknallten Lustmonster. Alice Zikeli spielt die als Mann verkleidete Viola mit inniger Einfühlung. Bodenständig und abgeklärt führt Monika Hess-Zanger als Narr im Charlie Chaplin-Kostüm durch den leichten aber nicht seichten Mummenschanz. Sie beendet ihn weise mit Shakespeare: „Die Welt geht rund und macht sich nichts draus, denn der Regen der regnet jedweden Tag.“
WDR 5, 19.11.2015

Das Chaos ist perfekt. Bis zum happy end, zu dessen Realisierung natürlich der verschollene Zwillingsbruder auftaucht und das Chaos zwischenzeitlich vergrößert, vergehen [...] zwei kurzweilige Stunden. Mal wird auf der Bühne ein Kanon gesungen und dann gibt es reichlich Szenen mit extra Zwischenapplaus, etwa wenn Bender den Degen in die Nase bohrt und diese extrem verformt.
Alles Münster, 21.11.15