Gelungener Festakt "60 Jahre WBT"
Mit einem dreistündigen Festakt beging das Wolfgang Borchert Theater sein 60jähriges Jubiläum. Der Einladung waren Freunde und Förderer gefolgt, Vertreter aus Politik und Administration von Stadt Münster und Land NRW, allen voran Oberbürgermeister Markus Lewe, die Fraktionsspitzen von CDU, Grünen und SPD und Regierungsvizepräsidentin Dorothee Feller. Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Sybille Benning erschien persönlich. Die Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, schickte ein Glückwunschtelegramm via Facebook.
Angesichts der fragilen Weltlage "dürfen wir uns glücklich schätzen, dass es Orte gibt, die diese Welt beleuchten", so Intendant Meinhard Zanger in seiner Begrüßungsrede, und verwies auf die Notwendigkeit eines Schulterschlusses zwischen "Spielern und Mitarbeitern des Theaters, Freunden und Förderern sowie Menschen aus Politik und Verwaltung", um diese "Erfahrungsräume für Demokratie" zu sichern. Oberbürgermeister Markus Lewe betonte, das Wolfgang Borchert Theater habe "Stadtgeschichte" geschrieben und erinnerte auch an die "provokanten Zeiten des Wolfgang Borchert Theaters". Regierungsvizepräsidentin Dorothee Feller forderte, dass Kunst und Kultur zur "Pflichtaufgabe" der öffentlichen Hand gemacht werden müssten.
Sodann begann ein abwechslungsreiches Programm über die Geschichte des Wolfgang Borchert Theaters, das in den 60 Jahren seiner Existenz nicht nur bewegende Theatergeschichte geschrieben hat, sondern auch Kultur- und Wirtschaftsgeschichte, Stadtgeschichte und Immobiliengeschichte.
Schauspieler Elert Bode war gekommen und berichtete über die Spielzeit 1956/57. Er hatte als 22-jähriger in der Eröffnungspremiere, Jean Cocteaus "Taschentheater", auf der Bühne des "Theater im Kleinen Raum" gestanden. Unter diesem Namen war es in der Galerie Clasing am Prinzipalmarkt am 29.12.1956 gegründet worden. Wolfgang Rommerskirchen, Intendant von 1986 bis 1996, erzählte anschaulich von seinen stürmischen Jahren, über sein "Theater des Aufruhrs". Mit einem Plakat zum Stück "Waschtag", das einen Zusammenhang zwischen Coca Cola und den Nazis suggerierte, hatte er den Getränkekonzern herausgefordert, eine Strafe von einer halben Million DM drohte, schließlich konnte der Streit beigelegt werden.
Beide ließen noch einmal das gesellschaftliche Klima aus ihren Zeiten spüren. Intendant Meinhard Zanger, der den Abend moderierte , hob mit Hilfe von eingespielten Dias die ästhetische Veränderung im Laufe der Jahrzehnte hervor, legte aber auch den Finger in die Wunde: In all den 60 Jahren war die künstlerische Arbeit fast ausnahmslos von räumlichen und finanziellen Schwierigkeiten begleitet.
Eine 2.500 km lange Reise hatten die russischen Gäste hinter sich. Die Delegation des Drama Theaters aus Rjasan, Münsters Partnerstadt, nahm die Teilnahme an der Gala zum Anlass, dem Darsteller des "Ferdinand", Luan Gummich, den "Preis für den besten männlichen Hauptdarsteller" persönlich zu überreichen. Das Wolfgang Borchert Theater war dort im November 2016 zum 1. Internationalen Festival "Rendezvous auf der Theaterstraße" eingeladen und hatte mit Tanja Weidners Inszenierung von Schillers "Kabale und Liebe" für Begeisterungsstürme gesorgt. Zum Dank hatten sie die Schauspielerin Polina Babaeva mitgebracht, die sehr berührend ein Lied des berühmten Rjasaner Dichters Sergej Jessenin und als Zugabe "Lilli Marlen" zum Besten gab.
Das Ensemble mit Florian Bender, Monika Hess-Zanger, Sven Heiß, Jürgen Lorenzen, Hannah Sieh und Alice Zikeli sorgte – mal heiter, mal ernst – stimmungsvoll musikalisch, spielerisch und tänzerisch für den Zeitgeist der Epochen. Jürgen Lorenzen steppte, was das Zeug hielt, Florian Bender glänzte mit einem Ausschnitt als "Beckmann" aus Bocherts "Draußen vor der Tür", Monika Hess-Zanger als "Winni" aus Becketts "Glückliche Tage". Sven Heiß und Bastian Müller brillierten mit "Loosing my Religion" von REM für den Blick auf die 1990er Jahre, Hannah Sieh und Alice Zikeli führten ganz im ironischen Sinne post-dramatischer Ästhetik eindrucksvoll und witzig Hamlet, Ophelia und Roy Black zusammen. Als Gäste sorgten Uwe Koch am Flügel mit seiner Komposition "Angels Song" für Begeisterung und das Bläserquintett NordWestblech um Roland Göhde mit einem Abba-Medley. Sie sind dem WBT seit langem verbunden hatten 2008 und 2010 bei der Theaterreise "Blind Date" mitgewirkt. Die Techniker des Wolfgang Borchert Theaters präsentierten mit einer Google-Earth-Animation die rege Gastspieltätigkeit von über 100 Gastspielen in 16 Ländern und mit einem stummfilmähnlichen Video die tägliche Arbeit: das Aufbauen eines Bühnenbildes am Beispiel des Justizthrillers "Terror".
Zum Finale sorgte die Schlussszene der Handwerker aus Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" im Gasometer für große Lacher. Danach sangen alle gemeinsam, Ensemble, Mitarbeiter, Musiker und Zuschauer Claudius‘ Lied "Der Mond ist aufgegangen" und sorgten in fast spiritueller Einigkeit für nachdenkliche Töne.
Angesichts der fragilen Weltlage "dürfen wir uns glücklich schätzen, dass es Orte gibt, die diese Welt beleuchten", so Intendant Meinhard Zanger in seiner Begrüßungsrede, und verwies auf die Notwendigkeit eines Schulterschlusses zwischen "Spielern und Mitarbeitern des Theaters, Freunden und Förderern sowie Menschen aus Politik und Verwaltung", um diese "Erfahrungsräume für Demokratie" zu sichern. Oberbürgermeister Markus Lewe betonte, das Wolfgang Borchert Theater habe "Stadtgeschichte" geschrieben und erinnerte auch an die "provokanten Zeiten des Wolfgang Borchert Theaters". Regierungsvizepräsidentin Dorothee Feller forderte, dass Kunst und Kultur zur "Pflichtaufgabe" der öffentlichen Hand gemacht werden müssten.
Sodann begann ein abwechslungsreiches Programm über die Geschichte des Wolfgang Borchert Theaters, das in den 60 Jahren seiner Existenz nicht nur bewegende Theatergeschichte geschrieben hat, sondern auch Kultur- und Wirtschaftsgeschichte, Stadtgeschichte und Immobiliengeschichte.
Schauspieler Elert Bode war gekommen und berichtete über die Spielzeit 1956/57. Er hatte als 22-jähriger in der Eröffnungspremiere, Jean Cocteaus "Taschentheater", auf der Bühne des "Theater im Kleinen Raum" gestanden. Unter diesem Namen war es in der Galerie Clasing am Prinzipalmarkt am 29.12.1956 gegründet worden. Wolfgang Rommerskirchen, Intendant von 1986 bis 1996, erzählte anschaulich von seinen stürmischen Jahren, über sein "Theater des Aufruhrs". Mit einem Plakat zum Stück "Waschtag", das einen Zusammenhang zwischen Coca Cola und den Nazis suggerierte, hatte er den Getränkekonzern herausgefordert, eine Strafe von einer halben Million DM drohte, schließlich konnte der Streit beigelegt werden.
Beide ließen noch einmal das gesellschaftliche Klima aus ihren Zeiten spüren. Intendant Meinhard Zanger, der den Abend moderierte , hob mit Hilfe von eingespielten Dias die ästhetische Veränderung im Laufe der Jahrzehnte hervor, legte aber auch den Finger in die Wunde: In all den 60 Jahren war die künstlerische Arbeit fast ausnahmslos von räumlichen und finanziellen Schwierigkeiten begleitet.
Eine 2.500 km lange Reise hatten die russischen Gäste hinter sich. Die Delegation des Drama Theaters aus Rjasan, Münsters Partnerstadt, nahm die Teilnahme an der Gala zum Anlass, dem Darsteller des "Ferdinand", Luan Gummich, den "Preis für den besten männlichen Hauptdarsteller" persönlich zu überreichen. Das Wolfgang Borchert Theater war dort im November 2016 zum 1. Internationalen Festival "Rendezvous auf der Theaterstraße" eingeladen und hatte mit Tanja Weidners Inszenierung von Schillers "Kabale und Liebe" für Begeisterungsstürme gesorgt. Zum Dank hatten sie die Schauspielerin Polina Babaeva mitgebracht, die sehr berührend ein Lied des berühmten Rjasaner Dichters Sergej Jessenin und als Zugabe "Lilli Marlen" zum Besten gab.
Das Ensemble mit Florian Bender, Monika Hess-Zanger, Sven Heiß, Jürgen Lorenzen, Hannah Sieh und Alice Zikeli sorgte – mal heiter, mal ernst – stimmungsvoll musikalisch, spielerisch und tänzerisch für den Zeitgeist der Epochen. Jürgen Lorenzen steppte, was das Zeug hielt, Florian Bender glänzte mit einem Ausschnitt als "Beckmann" aus Bocherts "Draußen vor der Tür", Monika Hess-Zanger als "Winni" aus Becketts "Glückliche Tage". Sven Heiß und Bastian Müller brillierten mit "Loosing my Religion" von REM für den Blick auf die 1990er Jahre, Hannah Sieh und Alice Zikeli führten ganz im ironischen Sinne post-dramatischer Ästhetik eindrucksvoll und witzig Hamlet, Ophelia und Roy Black zusammen. Als Gäste sorgten Uwe Koch am Flügel mit seiner Komposition "Angels Song" für Begeisterung und das Bläserquintett NordWestblech um Roland Göhde mit einem Abba-Medley. Sie sind dem WBT seit langem verbunden hatten 2008 und 2010 bei der Theaterreise "Blind Date" mitgewirkt. Die Techniker des Wolfgang Borchert Theaters präsentierten mit einer Google-Earth-Animation die rege Gastspieltätigkeit von über 100 Gastspielen in 16 Ländern und mit einem stummfilmähnlichen Video die tägliche Arbeit: das Aufbauen eines Bühnenbildes am Beispiel des Justizthrillers "Terror".
Zum Finale sorgte die Schlussszene der Handwerker aus Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" im Gasometer für große Lacher. Danach sangen alle gemeinsam, Ensemble, Mitarbeiter, Musiker und Zuschauer Claudius‘ Lied "Der Mond ist aufgegangen" und sorgten in fast spiritueller Einigkeit für nachdenkliche Töne.