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Samantha Ellis
HOW TO DATE A FEMINIST
Ein Vexierspiel. Deutsch von Silke Pfeiffer.
Premiere | Donnerstag, 26. September 2019 | 20 Uhr
Vorstellungsdauer | 1h30 | Keine Pause

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 © Klaus Lefebvre

Auf einer Kostümparty funkt es zwischen Wonderwoman und Robin Hood, alias Kate und Steve. Er ist Feminist. Sie auch, irgendwie, aber manchmal sollte ein Mann sich nehmen, was er will. Oder nicht? Aus dem Funken wird ein Feuer und Steve beginnt seinen Heiratsantrag mit einer Entschuldigung für die bis heute andauernde Unterdrückung der Frau. Als sich die Eltern in Sachen Hochzeit einschalten – bei Steve die Mutter Morag (Friedensaktivistin in Wollkleidung) und bei Kate der Vater Joe (aufgewachsen im Flüchtlingslager, alte Schule) – scheint die Katastrophe vorprogrammiert. Denn wer hätte gedacht, dass die beiden sich so gut verstehen . . .?
Eine augenzwinkernde Identitätssuche zweier Liebenden im Gefühlschaos aktueller Emanzipationsprozesse und Rollenklischees.
Samantha Ellis, geboren 1975 in London, schreibt Hörspiele, Sachbücher und Theaterstücke. Ihr erstes Buch How to be a Heroine erschien 2014, 2017 gefolgt von der Biographie Take Courage: Anne Brontë and The Art of Life. HOW TO DATE A FEMINIST wurde 2016 in London uraufgeführt und erlebte 2018 seine deutsche Erstaufführung in Karlsruhe. Alle sechs Figuren des Stücks werden von den Ensembleschauspielern Rosana Cleve und Johannes Langer gespielt. Regie führt Intendant Meinhard Zanger, als Gast arbeitet erstmals der italienische Künstler Walter Picardi als Bühnen- und Kostümbildner am Hause, der zuletzt in London lebte.

Inszenierung | Meinhard Zanger
Bühne & Kostüme | Walter Picardi

Mit | Rosana Cleve | Johannes Langer

PRESSESTIMMEN

Die Fesseln der Sozialisation
O Shit ! Wie macht man‘s nur richtig und allen Recht? Steve wurde erzogen von seiner Mutter Morag - einer Feministin, die selbstsicher ist, bestimmend und ihre Vorstellungen auf ihren Sohn übertragen hat. Also entschuldigt er sich erst mal bei seiner Angebeteten Kate - für alle Fälle für sein Dasein als Mann. Denn ein Feminist hat es schwer. Das trifft aber auch auf Kate zu, die schon ein Faible für Männer hat, die die Führung übernehmen und ihr sagen wo es langgeht - so wie ihr Vater halt. Dachte sie zumindest, doch ihr Verflossener hat den Bogen deutlich überspannt. Und was passiert, wenn mit Steve und Kate zwei Unentschlossene aufeinandertreffen? Na klar: der erste Versuch geht grandios daneben: Bei ihrer Hochzeit erwischen Kate und Steve ihre Eltern in flagranti. Das ist zu viel für Steve, der verschwindet und die Feier platzen lässt. Erst als beide wissen, was sie wollen und sich trauen, Regeln zu brechen - da wird es was mit dem Happy-End.
Samantha Ellis beschreibt diese Entwicklung in HOW TO DATE A FEMINIST. Sie spielt in ihren Dialogen gekonnt und witzig mit der seelischen Verfasstheit ihrer Figuren, arbeitet diese sicher heraus. Dabei riskiert sie aber auch manche Längen. Einige entstehen vielleicht auch dadurch, dass Bezüge zu Emily Brontës Roman Wuthering Heights für deutsche Theaterbesuche nicht so offensichtlich sind.

Meinhard Zanger ...gelingt ihm ein schöner Theaterabend, den das Premierenpublikum absolut genießen kann. Zanger setzt die Drehbühne als strukturierendes Element seiner Inszenierung ein. Sie ist einerseits gekonnte Abgrenzung der einzelnen Szenen, gibt den Figuren andererseits stetig neue Räume für ihr kraftvolles Spiel. Und diese Räume wissen Rosana Cleve und Johannes Langer auf das Feinste zu nutzen. Alle sechs Personen stellen sie dar - und das mit Ausdruckskraft und hoher Individualisierung aller Figuren. Nicht nur Unsicherheit, Angreifbarkeit und Ringen um ihre Persönlichkeit von Steve und Kate arbeiten Cleve und Langer anrührend heraus. Auch die starre Positionierung und das Verharren in Klischees der Eltern machen sie erfahrbar. Mit ihren suggestiv-intensivem Spiel runden Cleve und Langer den Theaterabend ab. Sie setzen HOW TO DATE A FEMINIST das Sahnehäubchen auf und sorgen für einen gelungenen Saisonauftakt an Münsters Stadthafen. [theaterpur]

Geschlechter-Rollen und allerlei Ideologien amüsant ergründet
Kann es einen feministischen Mann geben? Oder wäre eine solche Existenz unmöglich, weil sie auf einem unauflöslichen Widerspruch gründete? Diese Fragen skizzieren die Ausgangslage, in die der Intendant des Münsteraner Wolfgang-Borchert-Theaters das Premieren-Publikum am Donnerstagabend versetzt: Meinhard Zanger selbst inszeniert die gehaltvolle, wendungsreiche Komödie HOW TO DATE A FEMINIST...

Gleich zu Beginn will der Bäcker Steve (Johannes Langer) seine Auserwählte, die Journalistin Kate (Rosana Cleve), heiraten. Während des Antrags entschuldigt er sich für Jahrhunderte dunkelsten Patriarchats, unter welchem Kate und alle Frauen zuvor hätten bitter leiden müssen. Bereits hier stirbt die Befürchtung, der Regisseur könne seine Zuschauer mit einer schlichten romantischen Komödie behelligen.

Vielmehr dringt das Stück nun tiefschürfend in die Identitäten der Protagonisten ein, indem mittels einer ausgreifenden Rückblende die Entwicklung dieser besonderen Freundschaft offenbart wird: wie der charmant sanfte Steve, dem die Gleichberechtigung ein immerzu gelebtes Prinzip ist, sich der eher schwankenden Kate behutsam annähert, einer Frau, die trotz besserer Erkenntnis weiterhin eine Neigung zu rücksichtslosen Macho-Männern verspürt.

Dabei holen die Akteure Enormes aus sich hervor- beide spielen jeweils die eigene Hauptrolle, ein charakteristisches Gegenmodell und einen Elternteil des anderen. Mit herrlichem Timing und vielen Tempowechseln beleben Rosana Cleve und Johannes Langer dieses Sechs-Personen-Stück derart nuanciert und geschmeidig, als hätte die Autorin Samantha Ellis ihr Stück auf den Leib geschrieben. Und der Formulierung, jemand sei in Rolle geschlüpft, verleihen Cleve und Langer pralle Anschaulichkeit, wenn sie sich zum Figuren-Übergang flink umziehen, um dann die Drehbühne für die Schauplatzwechsel zu bewegen (Bühne/Kostüme: Walter Picardi). Starker Beifall für eine detailreiche, anregende Inszenierung, die Geschlechter-Rollen und allerlei Ideologie amüsant

Träumen Frauen noch davon, dass ihr Herzbube beim Heiratsantrag auf die Knie sinkt? Manche wohl schon. Wenn der dann jedoch eine Entschuldigung „für das Patriarchat“ voranschickt, geht die Romantik schnell flöten. Findet auch Kate, die sich ihren Steve ein bisschen weniger devot wünschen würde. Dieser jedoch ist ein bekennender Feminist, dessen zweiter Vorname „Entschuldigung“ lautet. Kann das gutgehen? Diese Frage verhandelt Samantha Ellis in ihrem Stück HOW TO DATE A FEMINIST..

Was bei der Premiere im Borchert-Theater rundum gutging, war die mitreißende Vorstellung von Rosana Cleve und Johannes Langer. Die Zwei traten mit Wucht und Wonne in insgesamt sechs Rollen auf- was allenfalls im Finale genaueste Aufmerksamkeit vom Publikum verlangte; dieses feierte Cleve und Langer jubelnd, und vom Regisseur Meinhard Zanger gab’s eine Umarmung für beide. Denn die „Boy meets Girl“- Story versprühte auf der Drehbühne (Walter Picardi) neben Humor auch viel Herz und war von Zanger mit der richtigen Dosis von beidem inszeniert.
[...]
Dass beide nicht nur Kinder des Zeitgeistes, sondern vor allem Kinder von seelisch zerzausten Eltern sind, wird auch bald klar. Wenn Rosana Cleve in die Rolle von Steves dauerkiffender Emanzen-Mutter schlüpft, die einst die nukleare Abrüstung höchstpersönlich herbeidemonstrierte, stimmt jede Nuance. Kates jüdischer Vater, der Jahre im Flüchtlingslager verbracht hat, überzeugt mit blonder Hippie-Perücke als „Gentleman alter Schule“ deutlich weniger (wofür Johannes Langer nichts kann). Aber knistern tut es dennoch zwischen beiden Oldies. Und der „Feminist“ Steve? Der ist nur eine Variante des altbekannten, sensiblen Softies, der um seine Liebste mit kernigen Machos konkurrieren muss. Was im Kino und Theater meist gelingt. Wenn aber beide selig unter der Disco-Kugel ihren Lovesong „Shallow“ anstimmen, hat nicht nur die Romantik gewonnen, sondern bei beiden auch das gesunde Selbstbewusstsein. [Westfälische Nachrichten]

[...] Rosana Cleve als Kate, Steves Mutter und Ex-Geliebte und Johannes Langer als Steve, Kates Vater und Ex-Liebhaber spielen bravourös je drei Rollen. Die immer rasanter werdenden Wechsel der Rollen gelingen den beiden scheinbar mühelos. [dein-ms.de]

Love is a battlefield
Rasant: “HOW TO DATE A FEMINIST” am WBT

Willkommen im Panoptikum der Geschlechterklischees und Datingpannen! Es geht um Gefühlschaos und Identitätsfindung, um Emanzipationsprozesse und allerlei libidinöse Irrwege Ist etwa Kate (Rosana Cleve), weil sie auf Machos steht, die schlechtere (oder gar keine Feministin) gegenüber Steve (Johannes Langer), der sich selbst als Feminist bezeichnet – und vor jeder körperlichen Berührung erst umständlich um Erlaubnis bittet? Fragen über Fragen…

Die beiden lernen sich auf einer Kostümparty kennen, Kate glänzt poppig-schrill im toughen Wonderwoman-Outfit, weil ihr Macho-noch-odergeradenichtmehr-Freund als Superman geht, der softe Steve hingegen kommt als Robin Hood in etwas angeschlurft, das eher nach Sack und Asche aussieht. Und dann nimmt das überaus komplizierte Kennenlernen dieser scheinbar so gegensätzlichen Personen seinen irrwitzigen Lauf.

Autorin Samantha Ellis nennt ihre Komödie etwas boshaft ein „Vexierspiel“, womit auch klar ist, dass sich die Protagonisten mit öden Beziehungsqualen, abgelutschten Rollenklischees und staubigen Moralvorstellungen abmühen und gegenseitig unendliche Geduld aufbringen müssen – was dem Zuschauer jedoch von Anfang an das reinste Vergnügen bereitet. In der von Meinhard Zanger inszenierten Version für zwei Schauspieler, die sechs Rollen und somit sechs Perspektiven auf Feminismus ausfüllen (Rosana Cleve spielt neben Kate auch Steves kiffende Hippie-Mutter sowie seine unscheinbare Ex, Johannes Langer neben Steve auch Kates langhaarigen, trotzdem konservativen Vater sowie ihren aufgeblasenen Macho-Ex), und im Grunde sind es sogar acht Rollen, denn in den mitten auf der Bühne stattfindenden hektischen Umziehpausen thematisieren Cleve und Langer so ganz nebenbei eben dieses Umziehen („Mach mal schneller“, etc.) und überhaupt ihre Rollen. So entsteht besonders zum Ende hin ein unglaubliches Tempo bei immer kürzer getakteten Szenen. Und das Tempo wird noch durch das Bühnenbild selbst befördert, welches genial von Walter Picardi entworfen wurde als karussellähnliches Gebilde mit drei Bühnen, welches von den Schauspielern im Uhrzeigersinn (nächste Szene) oder gegen diesen (Rückblick) gedreht werden kann.

Das Stück ist natürlich auch ein Kommentar zur #metoo-Debatte, obwohl es bereits 2016 in London uraufgeführt wurde, aber gerade die schon angedeutete, sehr komische Szene, als sich Steve und Kate zum ersten Mal näherkommen und Steve vor jeder Berührung und jedem Kuss fragt, ob er das nun dürfe, zeigt, was diese Debatte auch verändert und wie abtörnend das sein kann.