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ICH WERDE NICHT HASSEN

Izzeldin Abuelaish
ICH WERDE NICHT HASSEN
Solo für einen Schauspieler in einer Fassung von Silvia Armbruster und Ernst Konarek.
Premiere | Donnerstag, 5. April 2018 | 20 Uhr
Vorstellungsdauer | 1 1/4 Std. | Keine Pause

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Fotos © Klaus Lefebvre


Der palästinensische Gynäkologe Izzeldin Abuelaish weigert sich Rache nehmen zu wollen. Er weigert sich zu hassen. Er wächst in Gaza auf und erlebt die Willkür, die Palästinenser dort erfahren. Nach seinem Medizinstudium kehrt er dennoch zurück, heiratet, gründet eine Familie. Tag für Tag passiert er die Grenze, denn er arbeitet in einem israelischen Krankenhaus. Für ihn ist Religion zweitrangig. Wenn Menschen Hilfe brauchen, dann hilft er. Erst nach dem Tod seiner Frau beschließt er mit den Kindern auszuwandern. Sie sollen endlich in Frieden aufwachsen. Noch vor der Abreise passiert die Katastrophe: Bei einem Bombardement verliert er seine drei Töchter. Und immer noch weigert er sich einzusteigen in die Spirale aus Hass. Stattdessen tritt er öffentlich auf, schreibt ein Buch. Seine Botschaft: Hört einander zu, versucht einander zu verstehen. Wir sind nicht so verschieden. Eine Botschaft des Friedens in einer Zeit des Kriegs.

Izzeldin Abuelaish erzählt seine Geschichte. Die Geschichte eines Einzelnen, und dennoch ist es der Wunsch Vieler nach Frieden und Aussöhnung.

Dr. Izzeldin Abuelaish wurde 1955 im Flüchtlingslager Jabalia im Gaza-Streifen geboren. Er wuchs in größter Armut auf und arbeitete seit Kindertagen, um seine Familie zu ernähren. Dank seines unerschütterlichen Willens und harter Arbeit gelang es ihm, ein Stipendium zu bekommen: Er studierte in Kairo Medizin. Zurück in seiner Heimat, war er als erster palästinensischer Assistenzarzt in der Gynäkologie der Soroka-Klinik in Israel tätig. Nach seiner Heirat arbeitete er in Saudi-Arabien und qualifizierte sich später in der Fruchtbarkeitsmedizin in Italien und Belgien sowie im Gesundheitsmanagement an der Universität von Harvard weiter. Während des Gaza-Krieges 2008/09 verlor er im Januar 2009 während eines israelischen Bombardements seine drei Töchter. Dies hat sein Engagement für Frieden und Versöhnung zwischen beiden Seiten jedoch nicht erschüttert. Zum Gedenken an seine Töchter rief er die “Daughters for Life Foundation“ ins Leben, deren Ziel die Förderung von Mädchen und Frauen seiner Heimat ist. Außerdem schrieb er das Buch I SHALL NOT HATE, das in den USA und Kanada zum Bestseller und in 12 Sprachen übersetzt wurde. Heute lebt er mit seiner Familie im Exil in Kanada und arbeitet dort als Associate Professor der “Dalla Lana School of Public Health” an der Universität von Toronto.

Inszenierung | Tanja Weidner
Bühne & Kostüme | Stephanie Kniesbeck
Videos | Alexander Ourth
Light-Design | Jaran Lorenzen

Mit | Jürgen Lorenzen


Pressestimmen
Hass ist keine Lösung, Rache hat keine Perspektive. Niemals! Die Gegner sollten sich stattdessen zusammensetzten und miteinander reden. Notfalls so lange bis eine gemeinsame Position gefunden ist, mit der alle gut leben können. Das gilt insbesondere für so verfeindete Parteien wie Palästina und Israel. Das ist mühselig und zeitaufwändig. Eine Alternative dazu gibt es aber nicht. Denn Frieden entsteht nicht auf dem Schlachtfeld, nicht mit Waffengewalt und nicht mit Bomben, sondern nur im Gespräch, in Verhandlungen und durch Kompromisse. An dieser Erkenntnis gibt es nichts zu deuteln. Im Nahen Osten mag nur kaum jemand daran glauben. Da macht es Mut und Hoffnung, wenn das Wolfgang Borchert Theater mit seiner neuesten Inszenierung einmal mehr ein politisches Kapitel aufschlägt und Position bezieht. Und das mit einer großartigen Inszenierung. Man wünscht sich für „Ich werde nicht hassen“ möglichst viele Zuschauer. [...]
Im ausverkauften Haus wurde das Premierenpublikum Zeuge eines kleinen Wunders. Das in jeder Sekunde mitreißende und bewegende Solostück erzählt die Geschichte des palästinensischen Gynäkologen Izzeldin Abuelaish. Das Schauspiel wurde nach der tatsächlichen Lebensgeschichte von Izzeldin Abuelaish dramatisiert. Diese Lebensgeschichte ist an Schmerz und Schicksalsschlägen kaum mehr zu überbieten. Die deutsche Vorlage stammt von Silvia Armbruster und Ernst Konarek. Die klare und schnörkellose Inszenierung von Tanja Weidner vertraut voll und ganz auf die Glaubwürdigkeit des Stoffes und vor allem auf die geniale Schauspielerleistung des Solodarstellers Jürgen Lorenzen. Gut so. Lorenzen schlüpft in die Rolle des Arztes, er erinnert sich und erzählt seine Lebensgeschichte. „Ich werde nicht hassen“ kommt aktuell zu rechten Zeit. [...]
Izzeldin Abuelaish erzählt in „Ich werde nicht hassen“ die Geschichte eines Einzelnen, und dennoch ist es der Wunsch Vieler nach Frieden und Aussöhnung. Jürgen Lorenzen füllt die Rolle des Arztes Izzeldin Abuelaish mit jeder Faser seines Körpers aus. Jede Gefühlsregung überträgt sich eins-zu-eins auf den Zuschauer. Eine Schauspielerleistung mit Gänsehauteffekt. Selten hat ein Stück im Borchert Theater Münster sein Publikum so bewegt wie „Ich werde nicht hassen“. Bei der Premiere standen vielen Zuschauern am Ende die Tränen in den Augen. Und auch der Hauptdarsteller war sichtlich bewegt und noch minutenlang in seiner Rolle. Kein Wunder: Jürgen Lorenzen bringt die Geschichte des palästinesischen Autors so glaubwürdig und authentisch auf die Bühne, dass man ihm alle Regungen und inneren Kämpfe abnimmt und bis in die Haarspitzen miterlebt. Lorenzen gehört mit seiner Rolle in „Ich werde nicht hassen“ unzweifelhaft zu den besten Schauspielern, die es in dieser Stadt gibt. Eine echte Meisterleistung, vor der man sich nur verbeugen kann!
Westfalium, 6.4.18

Wie aktuell sie sein würden, konnten die Programm-Macher des Wolfgang-Borchert-Theaters gar nicht geahnt haben, als sie Ich werde nicht hassen im Spielplan aufgenommen haben. Denn gerade in diesen Tagen flammt der Protest der Palästinenser gegen die Enteignung ihres Landbesitzes durch den Staat Israel heftiger auf als in vielen Jahren zuvor. [...]
Die Autobiografie in dramatisierter Form auf die Bühne zu stellen, dazu bedarf es viel Feingefühl. Und das beweist Regisseurin Tanja Weidner in höchstem Maße. Sie umschifft gekonnt die Klippen drohender erstickender Überemotionen. Einen „Sandkasten“ findet sie als Modell für die Lebensumstände, in denen Abuelaish verwurzelt ist - ein unsicherer Grund und Baumaterial, dessen Festigkeit nur von Hoffnung und dem Willen zum Wiederaufbau getragen werden kann. Video- und Fotoprojektionen dienen Weidner nur zur Unterstreichung der Erzählung des Lebenswegs eines Mannes, haben niemals auch nur den Anstrich eines Selbstzwecks. Klar ist: ein solcher Monolog kann nur gelingen, wenn ein Schauspieler alles hineinlegt. Und das tut Jürgen Lorenzen bedingungslos bis zur Selbstaufgabe. Jürgen Lorenzen wird Izzeldin und macht diesen gnadenlosen Konflikt für alle geradezu physisch erfahrbar: dessen Sinnlosigkeit und Unmenschlichkeit. Wut und Fassungslosigkeit bleiben, aber Lorenzen und Weidner haben gekratzt an dem Panzer der Gleichgültigkeit, den wir uns zugelegt haben angesichts der Kriege auf unserem Planeten.
theater pur, 8.4.18

Die Theaterfassung hält sich eng an das Buch, das auch wirklich großartig geschrieben ist, und mit viel Schauspielkunst und kleinen, aber wirksam eingesetzten Mitteln, entsteht ein eindringlicher Abend. Die Bühne ist sehr schlicht, weiß ausgehängt, an der Seite stehen drei Ständer, auf die Videobilder projiziert werden, aber auch nicht viele, nur wenige und dann gibt es einen Sandhügel, der auf dem Boden liegt und den der Darsteller zum Lager in Gaza modelliert. Der Sand symbolisiert dann eben Bauen und Zerstören, vielleicht noch das verrinnende Leben. [...]
Genau, er wirkt zwar jetzt äußerlich nicht arabisch, aber das vergisst man schnell. Er kann sehr warmherzig schildern, wie wichtig die Familie in seinem Leben ist, in seinem Land ist. Er erzählt mal komisch, mal bitter die Schikanen, denen er ausgesetzt ist – übertreibt aber trotzdem nicht in der Lautstärke, wenn er Wut spielt oder Trauer, er kann still Weinen, kitsch-frei von seinen schönen, intelligenten Töchtern schwärmen und – da habe ich jetzt mal einen kleinen Ausschnitt – auch glaubhaft den Stolz des Autors rüberbringen, der von einer israelischen Kapazität engagiert wird. [...]
Das ist das Angenehme dabei, dass das überhaupt nicht auf die Tränendrüse drückt oder so etwas, sondern wirklich auch immer eine Distanz, einen schönen Rhythmus hat zwischen dem dicht gespielten und bewegend gespielten Spiel und auch dieser palästinensischen Sicht und auch der israelischen. Der Autor hat eine große Skepsis gegenüber den beiden Seiten. [...]
WDR 3 Mosaik, 6.4.18