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DIE TURING-MASCHINE

Benoît Solès

4 | DIE TURING-MASCHINE
Schauspiel. Deutsch von Michael Raab.
Premiere | Donnerstag, 28. Oktober 2021
Vorstellungsdauer | 1h30 | Keine Pause
 
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© Klaus Lefebvre 

Der britische Forscher Alan Turing ging als einer der bahnbrechendsten Wissenschaftler in die Geschichte des 20. Jahrhunderts ein. Turing gilt heute nicht nur als Urvater des Computers und der künstlichen Intelligenz, sondern auch als Entwickler eines Apparates, der es ermöglichte, den Enigma-Code der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg zu dechiffrieren. Turings Erfindung ermöglichte es den alliierten Kräften, die geheimen Botschaften der Nazis zu entschlüsseln und ihnen somit den entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Die andere Seite Alan Turings jedoch blieb lange im Verborgenen: Aufgrund seiner Homosexualität wurde Turing zwangsweise einer Hormonbehandlung unterzogen, die er beendete, indem er 1954 im Alter von 42 Jahren freiwillig aus dem Leben schied. Es ist die Geschichte eines Genies, das der Welt durch Forschungswillen und Wissbegierde eine der größten Errungenschaften der Menschheit hinterließ, mit seinen Sehnsüchten den Zwängen der Zeit jedoch zum Opfer fiel . . .

Eine packende wie berührende Erzählung über die Kraft der Forschung und des Fortschritts und über die geheimen Wünsche und Träume eines jeden Einzelnen.

In DIE TURING-MASCHINE verwandelt der französische Schriftsteller und Dramatiker Benoît Solès die wahre Geschichte Alan Turings in einen spannenden Theaterstoff. Die Uraufführung fand 2019 im Pariser Théâtre Michel statt und wurde dort vierfach mit dem französischen „Oscar“, dem „Moliére“ ausgezeichnet. In Deutschland wurde das Stück im Oktober 2020 im Hamburger Theater im Zimmer deutschsprachig erstaufgeführt. Intendant Meinhard Zanger arbeitet für diese Produktion erneut mit Bühnen- und Kostümbildnerin Stephanie Kniesbeck zusammen, die bereits für ALLES WAS SIE WOLLEN, WILLKOMMEN, FRAUENSACHE und ICH WERDE NICHT HASSEN die Ausstattung entwarf.

Inszenierung | Meinhard Zanger
Bühne, Kostüme & Videos | Stephanie Kniesbeck

Mit | Florian Bender 
& Alessandro Scheuerer 


PRESSESTIMMEN

Er war eine tragische Figur: Der Brite Alan Turing. Das Wolfgang Borchert Theater lässt mit seinem neuen Stück „Die Turing-Maschine“ dessen spannungsvolles und bewegtes Leben in einigen, wenigen Schlüsselszenen Revue passieren. [...] Das Stück des französischen Schriftstellers und Dramatikers Benoît Solès feierte in der vergangenen Woche seine Premiere in Münster. Das WBT ist das zweite deutsche Theater, das das Stück nach seiner vielbeachteten Uraufführung in Paris spielen darf. [...] Das Publikum reagierte auf das eindrückliche Kammerspiel und Psychogramm des seltsamen Wissenschaftlers tief bewegt und begeistert. Daran hatte nicht zuletzt das ebenso reduzierte wie starke Bühnenbild einen großen Anteil. Intendant Meinhard Zanger arbeitete für diese Produktion erneut mit Bühnen- und Kostümbildnerin Stephanie Kniesbeck zusammen, die bereits für „Alles was sie wollen“, „Willkommen“, „Frauensache“ und „Ich werde nicht hassen“ die Ausstattung entwarf. Stephanie Kniesebeck setzt in ihrer Bühnenausstattung auf kurze Videoeinspieler und Filmschnipsel, die allerdings nur durch kurze fast abstrakte Bilder und Szenen eine Art Gedankenfolie anspielen und kurze Assoziationen bieten. Das ist überragend gelöst, um den Zeitgeist und die Denke des Mathematikers zu visualisieren und miteinander zu verschmelzen.
Am Ende gab es langanhaltenden Applaus für eine ebenso kluge wie sensible Inszenierung, die voll und ganz auf die Charaktere vertraut und nicht zuletzt für die beiden herausragenden Schauspieler Florian Bender und Alessandro Scheuerer. Florian Bender brilliert in „Die Turing-Maschine“ einmal mehr in gleich drei verschiedenen Rollen: Er schlüpft in die Rolle des pedantischen Ermittlungsbeamten Mick Ross, des schwulen Freundes und zwielichtigen Kellners im Hotel Continental, Arnold Murray sowie in die Rolle von Hugh Alexander, den Vorgesetzten von Alan Turing in der geheimen Dechiffriereinheit von Bletchley Park, der dem Einzelgänger permanent Druck macht. Scheuerer, gerade erst im Ensemble angekommen, spielt in „Die Turing-Maschine“ seine erste Hauptrolle. Seinem eindringlichen Spiel kann man sich kaum entziehen. Man fühlt mit diesem Alan Turing mit. Scheuerer verwandelt sich förmlich in seinen bemitleidenswerten Protagonisten. Man würde sich kaum wundern, wenn man den Schauspieler nur mit Schlafanzug bekleidet und mit einer Gasmaske gegen seinen Heuschnupfen am Hafenbecken wie weiland Alan Turing entlangjoggen sähe. [...]
Turing war zwar als Visionär und Tüftler der Mann zur rechten Stunde, als Mensch mit seinen Träumen, seinen Schrullen und seiner Homosexualität lebte er aber zur falschen Zeit. Homosexualität stand in Großbritannien zu jener Zeit unter Strafe – übrigens in Deutschland bis in unsere jüngere Vergangenheit auch. Aufgrund seiner Homosexualität wurde er zu einer chemischen Kastration verurteilt. Die Alternative: Jahre im Gefängnis schlug er aus, weil er dort nicht hätte weiterforschen können. Durch die menschenunwürdige Hormonbehandlung wurde Turing schließlich depressiv. Trauriger kann man ein großes Leben nicht beenden – Alan Turing beging 1954 mit nur 42 Jahren Selbstmord.
„Die Turing-Maschine“ im Wolfgang Borchert Theater muss man gesehen haben!
Westfalium, 2.11.21

Benoît Solès beleuchtet in DIE TURING-MASCHINE das Leben des Mathematikers, das mit einem Selbstmord im Jahre 1954 endet. Dieser Selbstmord bildet auch den Schlusspunkt des Zwei-Personen-Stücks, das in mehrere Szenen gegliedert ist. Regisseur Meinhard Zanger verzichtet quasi völlig auf Bewegung. Es geht ihm um eine Seelenschau Turings. Tiefe Einblicke in dessen Charakter will Zanger schaffen und dazu genügen ihm Worte, sanfte Gesten und tiefe Blicke. Dafür lässt der Regisseur seinem Darsteller viel Raum, gibt ihm Muße, Zeit und Ruhe. Und Alessandro Scheuerer nutzt diesen Platz und zeichnet Turing als ebenso genialen wie zutiefst verletzlichen Menschen, der sich gegen niemanden wirklich zu wehren in der Lage ist. Scheuerer verströmt dunkle, waidwunde Blicke, die Lebensqual ausdrücken, bis er sich am Ende zu seiner Homosexualität bekennt. Als Preis muss er, um eine Gefängnisstrafe zu vermeiden, in eine Hormonbehandlung einwilligen, deren Folgen in letztendlich in den Tod treiben.
Florian Bender verkörpert in Zangers höchst sensibler Inszenierung das wirkliche Leben.: Er ist Arnold Murray, den Turing für ein wenig Zärtlichkeit bezahlt. Heute würde man ihn als Escort-Boy im Nebenverdienst bezeichnen. Und er ist der Polizeiinspektor, der Turing erst verfolgt, ihm letztendlich aber zum einzigen Freund wird. Bender erweist sich in diesen beiden Rollen als wunderbar wandelbar. Zanger gelingt eine schöne, leise und berührende Regiearbeit mit zwei ganz exzellenten Darstellern.
Theater Pur



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