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DER STURM

William Shakespeare
DER STURM
Open-Air-Spektakel im Hafenbecken.
Premiere | Samstag, 16. Juni 2018 | 20.30 Uhr
Vorstellungsdauer | 1 3/4 h | Keine Pause

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Fotos: © Klaus Lefebvre | Silvia Drobny | Tanja Weidner

Seit zwölf Jahren wartet Prospera, Herzogin von Mailand, auf die Gelegenheit sich zu rächen. Von ihrem Bruder Antonio wurde sie gemeinsam mit ihrer Tochter Miranda auf eine einsame Insel verbannt. Mit Hilfe des ihr unterworfenen Luftgeists Ariel sowie ihres „wilden und missgestalteten Sklaven“ Caliban, hält sie das Eiland unter ihrer Kontrolle. Die lang ersehnte Chance auf Rache kommt, als Antonio gemeinsam mit dem König von Neapel an der Insel vorbeisegelt: Gemeinsam mit Ariel beschwört Prospera einen magischen Sturm herauf, der das Schiff zerstört. Die Schiffbrüchigen werden unversehrt auf Prosperas Insel angespült und befinden sich nun in ihrer Hand . . .

Ein illustres Sommerspektakel und eine farbenfrohe Romanze über Rachelust und den Zauber der Versöhnung.

THE TEMPEST – so der Originaltitel – zählt zu Shakespeares Romanzen, die geprägt sind von Musik, Magie und Melancholie. Als eines seiner letzten Stücke beschäftigt DER STURM sich zudem mit dem Theater selbst. Wie schon Shakespeares SOMMERNACHTSTRAUM im Gasometer 2012 inszeniert Intendant Meinhard Zanger erneut ein Shakespeare Stück unter freiem Himmel – diesmal im atmosphärischen Hafenbecken.

Inszenierung | Meinhard Zanger
Bühne & Kostüme | Darko Petrovic
Musik | Manfred Sasse

Light-Design | Andrej Kozlov
Choreographie | Emanuele Soavi & Lisa Kirsch
Dramaturgie | Tanja Weidner

Mitwirkende | Markus J. Bachmann [Trinculo/Kapitän] | Florian Bender [Stephano/Bootsmann] | Rosana Cleve [Miranda] | Heiko Grosche [Gonzalo] | Monika Hess-Zanger [Prospera] | Johannes Langer [Sebastian] | Jürgen Lorenzen [Alonso] | Tatjana Poloczek [Caliban] | Bernd Reheuser [Antonio] | Jannike Schubert [Ariel] | Bastian Sesjak [Ferdinand] | Statisterie des Theaters Münster: Annika Riering | Nele Erichsen | Viola Götz | Lina Sternemann | Charlotte Möller | Kelly Alves | Malte Mühlencord | Florian Wölk | Jan Zimmerman | Sabine Roters | Schirin Badafaras [Matrosen / Geister]


Zusätzliche Homepage: www.der-sturm-muenster.de 

Die Sonderbeilge der Westfälischen Nachrichten finden Sie hier.

Pressestimmen
Das sind doch allerbeste Zutaten für einen herrlichen Sommerwohlfühlabend. Regisseur Meinhard Zanger und sein Ausstatter Darko Petrovic integrieren diesen Sturm in Münsters Ausgeh-Meile am Wasser perfekt. Da stören auch in keiner Weise vom anderen Ufer herüber dringende Gesprächsfetzen oder Geschirrklappern. Das Regieteam fesselt in jeder Minute mit dem Geschehen auf der Bühne. Denn das ist stets temporeich und ein echter Hingucker: Ob sich Luftgeist Ariel im schnellen Motorboot um die Insel bewegt, Prosperas Tochter nixengleich durch eine Lagune schwimmt - immer ist Bewegung, nie auch nur ansatzweise Stillstand oder Langeweile.
Zanger und Petrovic gelingt es, ihr Publikum „alltagsfern“ zu stellen. Die Aussicht auf zwei unterhaltsame, verträumte Stunden am Hafen, voll Zauber, Liebe und burschikosen Witz - gibt es etwas Schöneres an einem lauen Abend in der Stadt?
Zumal auch das gesamte Ensemble sich mit Feuereifer in die Produktion hineinwirft. Mit dem Boot zur Spielstätte gebracht, darf sich da niemand als seekrank oder wasserscheu erweisen! Aber alle fühlen sich offensichtlich pudelwohl und kreieren spielfreudig einen Abend, der perfekt in Umgebung und Intention dieses Sturms aufgeht. Das gilt für Markus J. Bachmann und Florian Bender als Matrosen und für Tatjana Poloczeks Caliban, die mit derber Komik für Lacher sorgen, aber auch für das verträumte Paar Bastian Sesjaks und Rosana Cleves alias Ferdinand und Miranda. Um bei ihnen Leidenschaft zu entfachen, hätte es irgendwelcher Zaubereien gar nicht bedurft.
Jannike Schubert als Luftgeist Ariel sorgt für Witz und Tempo und kommt daher wie der griechische Götterbote Hermes. Schubert kann mit wunderschönen Gesangssequenzen punkten und so ein Stück innehaltende Melancholie beisteuern.
Monika Hess-Zangers Prospera verzichtet am Ende auf ihre übernatürlichen Kräfte und legt die Abstimmung über ihre Zukunft in die Hände des Publikums. An diesem Abend wird das schon gut ausgehen - hat sie doch die Schurken bestraft, ein Liebespaar zusammengeführt und den guten Ariel frei gelassen. Mehr geht doch nicht, oder?
Und wenn sich bei den Folgevorstellungen am späteren Abend mehr Dunkelheit über die Wasserfläche legen wird, trägt sicher auch die Lichtregie noch stärker zur „bezaubernden“ Atmosphäre des Sturms im Hafenbecken bei, werden Leuchtkreis und Wunderkerzen die Stimmung weiter verdichten. „Sommermärchen“ müssen sich ja nicht auf Fußball beschränken!
Theater Pur, 17.6.18

Prospera (Monika Hess-Zanger), Caliban (Tatjana Poloczek) und Ariel (Jannike Schubert) fristen ihr Dasein auf einer Insel: viel Sand, auch viel Wind (jedenfalls am Premierenabend), ein Bretterverhau als Unterschlupf und eine münstersche Rialto-Brücke als Verbindung der beiden Insel-Segmente untereinander (Ausstattung: Darko Petrovic). Das Ganze ist absolut stimmig, sehr praktikabel und wird lebhaft bespielt. Und feucht! Denn die Reisegruppe, die da zu Beginn in den fürchterlichen Sturm gerät, fällt geschlossen in die Fluten des innerstädtischen Ozeans. Alle sind klatschnass: Alonso, der König von Neapel (Jürgen Lorenzen), sein Bruder Sebastian (Johannes Langer), die beiden Trunkenbolde Trinculo und Stephano (Markus J. Bachmann und Florian Bender), die Leute von der Brücke des gekenterten Schiffs und so weiter. Und Ferdinand, des Königs Sohn? Der wird von seinem Vater schmerzlich vermisst und tot geglaubt. Was ja nicht stimmt, sonst gäbe es in Shakespeares Komödie ja kein Happy End, gäbe es keine glückliche Prospera, die sich im Laufe des Abends ihr Herzogtum Mailand zurück erobert.
Meinhard Zanger inszeniert so, wie es sich an diesem konkreten Ort, zu dieser Jahreszeit (die ja eigentlich sommerlich sein sollte - aber das kommt sicher noch) und für das zu erwartende Publikum anbietet: er macht Shakespeare zu einem Event, einer Unterhaltung auf hohem Niveau, mit etlichen pfiffigen und witzigen Ideen. Und mit einem Team aus Darstellerinnen und Darstellern, die enorme Energien mobilisieren. Gleich zu Beginn hat Zanger die Lacher auf seiner Seite, wenn Ariel mit seinen stattlichen Flügeln auf dem Rücken in einem Motorboot anrückt, dabei einen weiten Bogen um die Insel beschreibend. Das Bootsheck versprüht dabei stets eine Wasserfontäne gen Himmel. Fürs Auge gibt es den ganzen Abend über noch mehr: züngelnde Flammen an den Ufern der Insel, Pyrotechnik im Wunderkerzen-Stil, magische Beleuchtung, sogar unter Wasser! Blitze zucken, gefolgt von markerschütterndem Donnergrollen, das aus den Mega-Boxen quillt und wohl im gesamten östlichen Stadtviertel Münsters zu vernehmen gewesen sein dürfte. Aber alles ohne große Übertreibung, eher wohldosiert und zielgenau platziert.
Dafür dürfen manche Darsteller dort übertreiben, wo es passt. Trinculo und Stephano etwa, der erstere zickig, der letztere überheblich und fast immer besoffen. Caliban kommt als echter Urwusel daher, Ferdinand (Bastian Sesjak) als braver Zögling, der sich in die schöne Miranda (Rosana Cleve) verliebt. Antonio (Bernd Reheuser) ist der fiese Bruder Prosperas, Gonzalo (Peter Tabatt) ein sehr freundlicher Freund des Königs.
Die deutsche Bühne, 17.6.18

„Die Zeit von jetzt bis zehn bedürfen wir zum kostbaren Gebrauch“, sagt Inselherrin Prospera – und verspricht nicht zu viel. Denn kostbaren Gebrauch macht das Wolfgang-Borchert-Theater tatsächlich von den knapp zwei Stunden, auf die Intendant und Regisseur Meinhard Zanger Shakespeares Sturm gestrafft hat. Eine gute Länge, um das Drama mit schönem Effekt auf die schwimmende Bühne zu zaubern, die Darko Petrovic in Münsters Hafenbecken errichtet hat – ein stilisiertes Eiland mit Sand, Gestrüpp und einem Brückenüberwölbten Wasserlauf, in dem zu Beginn Prosperas Tochter Miranda schwimmt.
Prospera? Ja, Zanger hat den Helden Prospero sowie die beiden Inselwesen Ariel und Caliban weiblich besetzt. Was nicht nur praktisch ist, um ein männlich dominiertes Stück mit ganzer Ensemble-Vielfalt zu spielen, sondern gerade im Fall Prosperas bestens funktioniert: Als Mutter, die sich um das unerfahrene Töchterchen Miranda sorgt, ist die Figur ebenso stimmig wie als ausgebootete Herrscherin, die von ihrem Bruder Antonio entmachtet und ins Insel-Exil geschickt wurde, wo sie nun mit Zauberkraft zur Rache schreitet. Und Monika Hess-Zanger strahlt als Gebieterin mit Zauberstab ebenso viel Dominanz aus, wie sie nach erfolgreicher Tat an Milde verströmt. [...]
Und wie sechs Jahre zuvor zeigt Meinhard Zanger, dass er sich auf Shakespeare als volksnahen, aber nicht -tümlichen Dramatiker versteht. Da knallen und blitzen die Zaubereffekte (Markus Hemesath), da geht das Ensemble munter planschen, und Luftgeist Ariel trägt zwar Flügel, kommt aber auf dem Jetski übers Wasser – was der Schauspielerin Jannike Schubert ebenso viel Vergnügen bereitet, wie einen burschikosen, aber doch auch anhänglichen Diener seiner Herrin zu spielen. [...]
Regisseur und Ausstatter schaffen gemeinsam mit Lichtdesigner Andrej Kozlov berückende Bilder, die ebenso wie Manfred Sasses Songs auch mal den Kitsch streifen dürfen. Im Gegenzug sind vor allem Florian Bender als Kellermeister und Markus J. Bachmann als Hofnarr Garanten für Humor. Dass Bender gleich zweimal in voller Montur ein Bad nehmen muss, zeigt, wie deftig es hier zugehen darf. Und dann wieder erzeugt Zangers Fantasie die herrlichsten Wirkungen: So wird der Hofnarr von einem „Inselmonster mit vier Beinen“ geäfft, und die Dialoge der schiffbrüchigen Gesellschaft um König Alonso (Jürgen Lorenzen) sind ähnlich geschliffen wie der Degen, mit dem Prosperas Bruder Antonio Übles anfangen will – Bernd Reheuser spielt die hier recht kleine Rolle mit Intriganten-Wonne.
[... D]as Ensemble bietet pure Spielfreude – und wenn punktgenau ein kurzes Feuerwerk den Hafenhimmel durchleuchtet und Prospera ihr geheimnisvoll schimmerndes Buch aufschlägt, mündet Effekt in szenische Poesie.
Westfälische Nachrichten, 17.6.18

Sehr lebendig sind auch die Szenen mit drei Figuren, die gar nicht so sehr im Zentrum der eigentlichen Handlung stehen. In ihr treffen zwei trinkfreudige Kumpane aus den unteren Rängen der an den Strand der Insel gespülten Schiffsbesatzung auf den Ureinwohner Caliban. Diese betont ungeschlachte Figur wird von Tatjana Poloczek zwar ein bisschen sehr deftig, männlich und dumm dargestellt. Aber es bereitet Spaß, ihrem Spiel mit dem Hofnarren Trinculo und dem Kellermeister (auch mal “Steward” genannten) Stephano zuzusehen, für die Markus J. Bachmann und Florian Bender die Möglichkeiten ihrer Rollen voll auskosten.
Alles Münster!, 20.6.18

Es dauert nicht lange, da beschleicht einen der Verdacht: Als Geist lebt es sich doch insgesamt lustiger. Die Geister sind in Shakespeares „Der Sturm“ zwar alle versklavt. Aber in der Open-Air-Aufführung des Münsteraner Wolfgang-Borchert-Theaters haben sie mehr Spaß als die Menschen. Das Borchert-Theater bringt den „Sturm“ als Open-Air-Spektakel auf die Bühne. Im Münsteraner Hafenbecken ist eine künstliche Insel verankert: Prosperos Insel ein Märchenreich aus Sand, Licht und allerhand verstecktem Spuk (Bühne und Kostüme:
Darko Petrovic). Unter Regie von Meinhard Zanger ist ein knapp zweistündiges Zaubermärchen entstanden, voller Deftigkeit und witziger Effekte. [...]
Man könnte meinen, der „Sturm“ würde so zu einer Geschichte starker Frauen. Zumal Prosperas Gekränktheit am Ende sehr eindrücklich in moralische Läuterung umschlägt. Außerdem lässt es Regisseur
Zanger nicht bei einer verweiblichten Heldin bewenden, auch Ariel und, kurioserweise, Caliban werden von Frauen gespielt.
Das macht
Jannike Schubert als Ariel toll: Sie ist die coolste Nummer auf der Insel, nicht nur wegen der Sonnenbrille und der silbern bemalten Haut. Ariel saust per Jetski herbei und macht Prospera mal ordentlich mit dem Wasserstrahl nass. Ariel zaubert tanzende Geister und Todesengel herbei (Choreografie: Emanuele Soavi und Lisa Kirsch) und treibt seinen Schabernack mit viel Donner und Pyrotechnik. Aber Schubert spielt einen androgynen Geist, der zwar schon mal Bikini trägt, aber eben nichteindeutig weiblich ist.
Ähnlich liegt die Sache bei Caliban, der ganz furios gespielt wird von
Tatjana Poloczek. In einer Art abgerockten Latzhose gibt sie den geknechteten Wut-Geist. Caliban ist wie ein tropischer Struwwelpeter: sauer, aber liebenswert. Toll, wie sie den besoffenen Narren Trinculo (Markus J. Bachmann) und Stephano (Florian Bender) einen Wut-Kanon beibringt. Die Saufnummern des Trios sind schön gemacht, inklusive Sturz ins Hafenbecken.
Es wird gesungen.
Zanger orientiert sich klar an der volkstümlichen Tradition, die Shakespeare mit derbem Witz bediente. Seine Dramen waren ja keine marmorhaft hohe Kunst, sondern Volksbelustigung. Ariel röhrt sich den Frust über Prospera vom Herzen. Caliban knutscht lustvoll Stephanos Fuß, weil er sich an dessen Wein berauscht hat. [...]
Wer seinen Shakespeare-Abend kurzweilig, derb und zauberhaft mag, wird mit dem Hafenbecken-„Sturm“ sehr gut bedient.
Westfälischer Anzeiger, 19.6.18

Die Inselherrschaft in weibliche Hände zu legen, ist nicht neu. Im Film agierte bereits Schauspielerin Helen Mirren als Prospera. Der Sturm in Münster folgt einer klaren Linie. Das Publikum verliert in dieser knapp zweistündigen Fassung nie den Überblick. Man schaut den Liebenden und dem Saufenden Sack Caliban gerne zu. Auch diese Rolle wird in Münster von einer Frau verkörpert. Wenn dann Boote mit erleuchteten Wesen durch das erleuchtete Wasser gleiten, entfaltet sich der klassische Theaterzauber.
Erfreulicherweise geht die Inszenierung auch nicht im Event-Bad baden. Man verschreibt sich der Tradition des märchenhaften Volkstheaters. Mit atmosphärischer Musik aus dem Off und dem richtigen Maß an Knalleffekten.
WDR 5 Scala, 13.6.18

Mit „Der Sturm“ hat Intendant
Meinhard Zanger seinen jüngsten Coup abgefeuert. Kurzweilig und voller magischer Momente gelingt der Sprung ins kalte Wasser. [...]
Schon der Autor überzeichnet seine Figuren maßlos und kratzt dabei scheinbar an der Oberfläche. Der Aufbau des Dramas wirkt simpel und die Handlung erfolgt streng linear. Im chaotischen Spiel der Protagonisten entfalten sich allerdings einige hoch aktuelle Fragen nach Herrschafts- und Machtstrukturen verschiedener Epochen. So steht der Bruderzwist im Zentrum des Geschehens, er ist Auslöser und treibt auch auf der Insel die Handlung voran. Der jüngere Bruder unterläuft die rechtmäßige Rangfolge, um Prospero zu stürzen und selbst auf dessen Position aufzusteigen. Zangers Kunstgriff, mit Hess-Zanger eine Frau zu besetzen, darf also ruhig als bewusste Aktualisierung verstanden werden. Nun ist es nicht mehr der ältere Bruder, dessen Machtanspruch infrage gestellt wird. Es ist die Genderfrage, die an die Stelle des klassischen Bruderzwistes rückt. Die Rivalität zwischen den Geschlechtern wird durch Mirandas Gebaren umso mehr ad absurdum geführt: Als sie beim Finale auf weitere Männer trifft, kann sie ihr Glück kaum fassen. So viele wundervolle Gestalten auf einem Haufen! Mehr Überzeichnung geht wohl kaum.
Der Wunsch nach Macht durchzieht das Stück durch alle Bevölkerungsschichten, von ganz oben bis nach ganz unten in Knechtschaft und Sklaverei. Kein Wunder, wenn man das Geschehen unter modernen Managementaspekten betrachtet. „Der Fisch stinkt vom Kopf“, ist keine seltene Redensart, wenn es um Führung in Unternehmen geht. Zu Shakespeares Zeiten mag es nicht anders gewesen sein. Daneben aber kann „Der Sturm“ auch einfach als ein unterhaltsames Sommertheater genossen werden. Mit aufregender Musik, gelungenem Einsatz von Lichteffekten und mit jeder Menge Gaudi im Münsterschen Hafen. Ob ich mit meiner Deutung der Inszenierung richtig liege, können wohl am besten Regisseur Zanger oder die Dramaturgin Tanja Weidner beantworten. Theater lebt ja aber auch immer von den eigenen Assoziationen. Mir hat der Abend – trotz Wind und Kälte – gut gefallen.
Töfte Texte, 24.6.18

Vor sechs Jahren hatte das Borchert-Theater schon einmal einen Riesenerfolg mit Shakespeare unter freiem Himmel. Damals war es der „Sommernachtstraum“ im 52 Meter hohen Gasometer. Inzwischen hat die Aufführung in Münster einen legendären Rang. Doch lassen sich solche Triumphe wiederholen? Die Antwort ist ein klares Ja. Denn Intendant und Regisseur Meinhard Zanger hat keinesfalls ein erfolgreiches Muster kopiert, sondern etwas Neues geschaffen. [...]
In zwei Punkten weicht Zangers Inszenierung allerdings deutlich vom Original ab. Das ist zunächst einmal die Spieldauer. Das Ensemble des Borchert-Theaters schafft den „Sturm“ in 100 Minuten ohne Pause. Trotz Kürzungen sind alle Geschichten und Figuren klar erzählt, es fehlt nichts. Und dann die Hauptfigur: Bei Shakespeare wartet Prospero, der alte Zauberer und ehemalige Herzog von Mailand, als Herrscher der Insel auf die Gestrandeten. Denn hier handelt es sich um die Leute, die ihn um Macht und Heimat betrogen haben. In Münster ist Prospero eine Frau, Prospera, in Gestalt von Monika Hess-Zanger, einer der prägenden Schauspielerinnen des Borchert-Theaters. [...] Sie spielt die Rolle der Prospera mit großer Würde und Energie, eine Frau, die Gerechtigkeit will, aber auf Rache verzichtet. Die Aufführung stellt keine politischen Aussagen in den Vordergrund. Aber natürlich geht es auch um die Frage, wie sich Feinde einigen können, ob und wie Frieden möglich ist. [...]
Theater im zur Entertainment-Meile umgebauten Hafen – das heißt natürlich auch, dass nicht nur Vögel den Schauspielern dazwischenzwitschern. Es dringt auch Lachen und Gegröhle von den gegenüberliegenden Kneipen heran. Die Schauspieler müssen sich auf das Geschehen auf ihrer Insel konzentrieren, vor allem in den leisen Passagen. Das gelingt ausgezeichnet, die Geräusche der Außenwelt werden zu einem fernen Rauschen, das Shakespeares Texten sogar guttut. Denn auch der große William schrieb nicht für stille Theater, sondern für das Globe, das allen Schichten offenstand, in dem Leute sich unterhielten, tranken oder Karten spielten. Die Poesie brauchte Kraft, um sich in diesem Zusammenhang durchzusetzen. Das spürt man bis heute, besonders unter freiem Himmel.
Welt am Sonntag, 24.6.18


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Schon der Autor überzeichnet seine Figuren maßlos und kratzt dabei scheinbar an der Oberfläche. Der Aufbau des Dramas wirkt simpel und die Handlung erfolgt streng linear. Im chaotischen Spiel der Protagonisten entfalten sich allerdings einige hoch aktuelle Fragen nach Herrschafts- und Machtstrukturen verschiedener Epochen.

So steht der Bruderzwist im Zentrum des Geschehens, er ist Auslöser und treibt auch auf der Insel die Handlung voran. Der jüngere Bruder unterläuft die rechtmäßige Rangfolge, um Prospero zu stürzen und selbst auf dessen Position aufzusteigen. Zangers Kunstgriff, mit Hess-Zanger eine Frau zu besetzen, darf also ruhig als bewusste Aktualisierung verstanden werden.

Bruderzwist und Genderfrage

Nun ist es nicht mehr der ältere Bruder, dessen Machtanspruch infrage gestellt wird. Es ist die Genderfrage, die an die Stelle des klassischen Bruderzwistes rückt. Die Rivalität zwischen den Geschlechtern wird durch Mirandas Gebaren umso mehr ad absurdum geführt: Als sie beim Finale auf weitere Männer trifft, kann sie ihr Glück kaum fassen. So viele wundervolle Gestalten auf einem Haufen! Mehr Überzeichnung geht wohl kaum.

Der Wunsch nach Macht durchzieht das Stück durch alle Bevölkerungsschichten, von ganz oben bis nach ganz unten in Knechtschaft und Sklaverei. Kein Wunder, wenn man das Geschehen unter modernen Managementaspekten betrachtet. „Der Fisch stinkt vom Kopf“, ist keine seltene Redensart, wenn es um Führung in Unternehmen geht. Zu Shakespeares Zeiten mag es nicht anders gewesen sein.

Beste Unterhaltung

Daneben aber kann „Der Sturm“ auch einfach als ein unterhaltsames Sommertheater genossen werden. Mit aufregender Musik, gelungenem Einsatz von Lichteffekten und mit jeder Menge Gaudi im Münsterschen Hafen.

Ob ich mit meiner Deutung der Inszenierung richtig liege, können wohl am besten Regisseur Zanger oder die Dramaturgin Tanja Weidner beantworten. Theater lebt ja aber auch immer von den eigenen Assoziationen. Mir hat der Abend – trotz Wind und Kälte – gut gefallen.