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EUROPA VERTEIDIGEN

Konstantin Küspert
EUROPA VERTEIDIGEN
Politische Groteske.
Premiere | Donnerstag, 23. Mai 2019 | 20 Uhr
Vorstellungsdauer | 1 Std. 35 Min. | Keine Pause

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Fotos © Klaus Lefebvre
 
Europa heißt das schöne Mädchen, das vom Göttervater Zeus aus dem Libanon über das Meer entführt und am Strand von Kreta brutal geschändet wird und der Aphrodite angesichts von Europas Hoffnungslosigkeit eine große Zukunft voraussagt: "Glaub an die Zukunft, an Sicherheit, an das Ende von Gewalt." Der Autor vereint in EUROPA VERTEIDIGEN drei Erzählstränge: Mythologie, Monologe von Zeitgenossen im Hier und Jetzt sowie Schlaglichter kriegerischer Auseinandersetzungen und der Dämonisierung von Fremden aus der europäischen Historie vom Heiligen Römischen Reich bis zu einer nur leicht in die Zukunft projizierten Zeit, in der eine Militärflotte unter europäischer Flagge Flüchtlingsboote im Mittelmeer versenkt.

Fünf "Zeitgenossen" stehen bei Küspert auf der Bühne, sind Sprecher für unterschiedliche Positionen und Generationen: Heinrich, der als junger Mann eingezogen wurde für den Dienst als Soldat im Zweiten Weltkrieg, weiß genau, was er von der EU halten soll. Er, der 96jährige Greis, findet sie "großartig": "Sein Sohn musste nicht töten, wurde nicht getötet, weil ein beispielloses multilaterales Abkommen gegenseitige Sicherheit und Wohlstand in Europa garantiert. Und Heinrich träumt jetzt wieder oft vom Krieg." Die jüngeren Spieler in Küsperts Stück dagegen sind sich ihrer Position nicht mehr ganz so sicher. 

Eine freche Szenen-Collage zur Frage: Was ist eigentlich noch übrig von der europäischen Idee – und warum sind wir bereit, dieses Europa zu verteidigen?

Der junge Dramatiker Konstantin Küspert eröffnet in seinem 2016 entstandenen Wechselspiel zwischen unterschiedlichen Erzählverfahren, die sich aus Dokumentarischem, aus historischem Material, der mythologischen Geschichtsschreibung speist, ein reizvolles Spiel: Er schafft einen gedanklichen Raum, umkreist die europäische Idee, formuliert Fragen angesichts einer Gegenwart, die Europa als Gemeinschaft auf den Prüfstand stellt. Küspert wurde zu zahlreichen Festivals und Förderprogrammen eingeladen. Seine Stücke werden mittlerweile an mehreren renommierten Bühnen gespielt.


Inszenierung, Bühne & Kostüme | Tanja Weidner
Mitarbeit Regie, Bühne & Kostüme | Isabel Nagel
Musikalische Leitung | Ivana Langmajer
Mit | Florian Bender | Rosana Cleve | Johannes Langer | Ivana Langmajer | Jürgen Lorenzen


PRESSESTIMMEN

Das Pfund, mit dem Tanja Weidner und ihr Ensemble wuchern können, ist die Musik, die alle wunderbar gekonnt zur Intensivierung der Szenen und zur Gestaltung der Übergänge einsetzen. Dadurch gibt Weidner Küsperts [...] Stück den Charakter einer Revue  [und] verscheucht so jedwede Anmutung von Erdenschwere und Tiefsinnigkeit. Durch ihre bunten, verspielten Kostüme unterstützt Isabel Nagel diesen Ansatz: Herrlich der Elefant des Karthagers Hannibal mit einem Rüssel aus sich größenmäßig verjüngenden Plastik-Blumentöpfen.

Mit Feuereifer greifen die Akteure das verspielte Konzept auf. Alle switchen bemerkenswert flexibel in ganz viele Rollen. So rappt Johannes Langer Walther von der Vogelweides Hass-Gedicht auf Moslems und Juden in Mittelhochdeutsch - Chapeau, das ist nicht ohne. Florian Bender prononciert Ausländerfeindlichkeit aufs Tiefste - als römischer Feldherr Scipio. Ivana Langmajer berührt als deutscher Soldat, der sich der Invasion der Alliierten entgegenstellt, während Jürgen Lorenzen besonders hervorsticht als römischer Legionär, der kurz vor seiner Entlassung von Hannibals Elefanten niedergemäht wird. Rosana Cleve ist eine Prinzessin Europa, die mal entzückt ist von ihrer Entführung, mal ganz niedergeschlagen. Europa, wie es sich darstellt. Vor allem als miteinander agierendes Ensemble sind sie unschlagbar.

Die Inszenierung bietet Gesprächsstoff für den Wein danach am Hafen und kann hübscher Bestandteil eines vergnüglichen Abends sein.
Theater Pur, 26.5.19

In der prallen Inszenierung von Tanja Weidner wirken fünf Schauspieler mit, indem sie jeweils in mehreren Rollen auftreten: in zuspitzenden Szenen, die Vergangenheit und Gegenwart erhellen wollen. [...] Der 100 Minuten währende Streifzug springt durch die Historie, parodiert die Mythen und verknüpft fundierte Kritik mit frechem, teils deftigem Entertainment – ein engagierter, pro-europäischer Theater-Abend.
Die Glocke, 27.5.19

Tanja Weidner inszenierte die politische Groteske als einen humorvollen Parforceritt durch die drei Erzählstränge, verschachtelt sie und „zappt“ so lustvoll durch kurzweilige 90 Minuten. Ein Gewinn dabei auch die Auswahl der Musik, die dem ganzen Stück eine weitere Dimension an Heiterkeit verleiht. Dabei gleitet das Stück nie in Banalitäten ab oder wird die Weltlage zu sehr verulkt. Vielmehr steht am Schluss ein flammender Appell, dieses Europa zu verteidigen – nicht die Grenzen, aber immer die Werte.
Dein Münster, 28.5.19