mobile-logo-wbt-muenster
Kartentelefon

HEISENBERG

Simon Stephens
HEISENBERG
Schauspiel. Deutsch von Barbara Christ.
Premiere | Donnerstag, 11. Oktober 2018 | 20 Uhr
Vorstellungsdauer | 2 Std. | Eine Pause

  • HEISENBERG_10_MeinahrdZanger_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_11_IvanaLangamjer_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_12_IvanaLangamjer_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_13_MeinhardZanger_IvanaLangamjer_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_14_MeinhardZanger_IvanaLangamjer_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_15_IvanaLangmajer_MeinhardZanger_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_16_IvanaLangamjer_MeinhardZanger_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_1_IvanaLangmajer_MeinhardZanger_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_2_IvanaLangmajer_MeinhardZanger_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_3_MeinhardZanger_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_4_IvanaLangamjer_MeinhardZanger_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_5_MeinhardZanger_IvanaLangmajer_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_6_MeinhardZanger_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_7_MeinhardZanger_IvanaLangamjer_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_8_MeinhardZanger_IvanaLangamjer_c_KlausLefebvre
  • HEISENBERG_9_MeinhardZanger_IvanaLangamejer_c_KlausLefebvre


In einem Londoner Bahnhof küsst Georgie Alex, einen völlig fremden Mann, auf den Hals. Eine elektrisierende Liebesgeschichte beginnt: ein 75-jähriger Metzger mit irischen Wurzeln und ein 42jähriger quirliger Freigeist aus New Jersey. Alex beharrt seit über fünfzig Jahren auf seiner täglichen Routine, Georgie erfindet beinahe sekündlich neue Geschichten und nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau. Als Georgie Alex bereits nach der ersten gemeinsamen Nacht um Geld bittet, um ihren Sohn in den USA ausfindig zu machen, trifft Alex eine überraschende Entscheidung . . .

Der Physiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg formulierte mit der Unschärferelation die Grundlagen der Quantenphysik: Jedes Ding wird, wenn man sich ihm immer weiter nähert, unscharf. Und: Durch die Beobachtung beeinflusst man die "Wirklichkeit" bereits und legt sie auf eine bestimmte Realisierung fest. Simon Stephens nimmt diese wissenschaftlichen Beobachtungen zur Grundlage für sein neues Stück – eine romantische Komödie mit Tiefgang.

Mit HEISENBERG präsentieren wir erstmals am WBT einen der wichtigsten und auch bereits in Deutschland vielfach ausgezeichneten zeitgenössischen Dramatiker Großbritanniens: Simon Stephens. Anlässlich seines 40jährigen Bühnenjubiläums hat Intendant Meinhard Zanger die Rolle des Alex übernommen. Ihm als Partnerin zur Seite steht Ivana Langmajer, die neu ans Haus gekommen ist. Regie führte Tanja Weidner, Bühne und Kostüme stammen von Olga Lageda aus Nishni Nowgorod. Sie stattete bereits DIE SCHROFFENSTEINS – EINE FAMILIENSCHLACHT aus und entwirft auch Bühnen- und Kostümbild für MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER.
 
Inszenierung  | Tanja Weidner
Bühne & Kostüme | Olga Lageda
Choreographie | Szusana Piene & Wolfgang "El Lobo" Knöbel
Dramaturgie | Silvia Drobny

Mitwirkende | Ivana Langmajer & Meinhard Zanger

PRESSESTIMMEN:
[...] Zangers Darstellung des Pedanten, dessen Alltag genau geregelt ist und der noch immer seiner ersten – und letzten Liebe aus Jugendzeiten hinterhertrauert, ist einfach gelungen. Und auch anrührend, wenn ihn seine Gefühle übermannen und er wortlos die Tränen laufen lässt.

Das Stück gewinnt nach der Pause – weil es auch die Beziehung tut. Und das ist in diesem Fall wirklich schön mit anzusehen. Tanja Weidner zeigt in ihrer Inszenierung den Wandel der beiden: Alex wagt sich ein bisschen vor, flieht sogar mit Georgie nach New York, um ihren Sohn zu suchen, und sie steigt von der Kinderschaukel, auf der sie so gerne sitzt.

Ihr Bühnenbild stellen sich beide übrigens fast alleine zusammen, sie schieben Stellwände und schleppen Requisiten. Nur ab und zu werden sie von schönen Bildern auf der Leinwand unterstützt. Aber Beziehung ist ja halt Arbeit.
 Die Glocke, 14.10.18

Ein 75-jähriger Mann, eine 42-jährige Frau. Was kann daraus werden? Eine ganze Menge, wie sich in dem anrührenden Beziehungsstück HEISENBERG zeigt, das am Donnerstagabend im Wolfgang-Borchert-Theater in Münster Premiere feierte. Intendant Meinhard Zanger als alternder Metzger Alex Priest und Ivana Langmajer als temperamentvolle Mittvierzigerin Georgie Burns ernteten in dieser schlüssigen und zielstrebigen Inszenierung von Tanja Weidner abschließend rhythmischen und stehenden Applaus. [...]
Diese hat Olga Lageda entworfen und mit Bedacht eine Ausstattung gewählt, die wie eine abstrakte Versuchsanordnung anmutet. Wenn die beiden Akteure also in einen neuen Raum wechseln, verschieben sie zwei Stellwände gegeneinander, zusätzlich leuchten Projektionen auf. Der Tisch, an dem das sich allmählich näherkommende Pärchen speist, schwebt einfach als Platte von der Decke.

Die Charaktere, die hier aufeinandertreffen, sind für sich schon kurios genug. Hier der pedantische, im Leben irgendwie zu kurz gekommene und festgefahrene Metzger Alex Priest, dort die temperamentvolle Georgie Burns, die den ergrauten Mann am Bahnhof mit einem Kuss in den Nacken auf sich aufmerksam macht und ein seltsames Spiel der Annäherung betreibt. Meinhard Zanger spielt den intellektuell anspruchsvollen und offenbar lebensklugen Metzger mit einer Mischung aus pedantischem Einzelgängergehabe und einem feinen Ansatz jener köstlichen Komik, die zuweilen bei verkorksten Männerfiguren im Gefolge Loriots zu beobachten ist. Ivana Langmajer verleiht ihrer Figur Georgie ein verbales Temperament, das sich aus Lebenslust, aber auch aus der Not familiären Verlusts speist; denn sie sucht ihren Sohn, was aber erst peu à peu als starke Triebfeder ihrer Sehnsucht nach Partnerschaft und Hilfe sichtbar wird. Wie sich die beiden, die erstaunlich schnell auf der Bodenmatratze landen, um erst dann in tiefere psychologische Schichten vorzustoßen, in diesem Stück auf der Bühne des Borchert-Theaters umkreisen, ist spannend, zuweilen komisch, in jedem Fall aber anrührend. Zumal auch bei dem scheinbar so erkalteten und verkrusteten Senior alte Schicksals-Schichten freigelegt werden und die Tränen fließen.
Die gelegentlichen verbalen Ausfälle in die Gossensprache passen wohl zum britischen Bühnen-Slang, aber eigentlich nicht so recht zu den beiden sonst recht kultiviert auftretenden Typen, die Simon Stephens hier ersonnen hat. Doch die beiden, die sich schließlich auf die Suche nach Georgies Sohn in die Staaten begeben, haben ja schließlich auch noch andere Überraschungen zu bieten und sind eben nicht linear angelegt. So darf sich der Zuschauer sogar noch auf einen feinen Tango in diesem Stück einstellen. Und am Ende erleichtert erkennen, dass Liebe unendlich mehr ist als eine physikalische Versuchsanordnung, ein hormonelles Irresein oder eine chemische Reaktion.
 Westfälische Nachrichten, 12.10.18

Das Stück arbeitet nach dem Motto: es muss nicht unglaublich viel auf der Bühne passieren, wenn in den Menschen viel passiert. Für mich haben beide Figuren eine sehr reiche Geschichte mit vielen Enttäuschungen erlebt, sind aber trotzdem noch unglaublich lebensfroh. Die beiden Charaktere fordern sich gegenseitig, aber geben sich aber auch sehr viel. Das auf der Bühne so zu zeigen, gelingt dem Stück sehr gut woran auch die beiden Schauspieler Ivana Langmajer und Meinhard Zanger einen großen Anteil haben. [... ]Die Geschichte, die in Heisenberg erzählt wird, ist eine Geschichte zwischen zwei Menschen, die sehr interessant ist. Und das ist sie auch, oder grade weil ich nicht das gleiche Alter habe.
 Radio Q, 16.10.18

(...) Jedenfalls werden die beiden ein Paar. Erst nur körperlich, dann auch emotional, weil Alex trotz seines Jobs als Metzger über ein irgendwie verfeinertes Gemüt verfügt und die quirlige Georgie tief drinnen ein einsamer Mensch ist. Einen Sohn hat sie zwar, doch der ist nach Amerika abgehauen. Deshalb fahren die beiden dorthin, um ihn zu suchen. Finden ihn aber nicht. Stattdessen tanzen sie einen Tango und finden dabei sich selbst.
„Heisenberg“ von Simon Stephens ist ein Stück mit Komik und Tiefgang. Die im Titel angedeutete Unschärferelation bezieht sich auf die Protagonisten, die in Alter und Temperament so unterschiedlich sind und offenbar selbst nicht wissen, ob sie das Leben als Teilchen oder als Welle bewältigen wollen. Am Ende entpuppen sie sich als Katalysatoren, die beim anderen jene merkwürdige Reaktion auslösen, die man Liebe nennt.
Im ersten Teil, in dem sich Georgie und Alex zusammenraufen, schöpft Regisseurin Tanja Weidner die komischen Aspekte genussvoll aus, während sie nach der Pause, wenn große Themen wie Liebe, Tod und Einsamkeit auf dem Programm stehen, deutlich behutsamer zu Werk geht. Mit Ivana Langmajer und Meinhard Zanger sind zwei Schauspieler am Start, die diesen Stimmungswechsel souverän bewältigen. Es macht Spaß, ihnen beim Clinch zuzuschauen, und es geht ans Herz, wenn sie die Deckung fallen lassen und sich ineinander verlieben. So ist für jeden was dabei.
 Gig, Dezember 18

(...) HEISENBERG bietet neben schwarzem Humor noch eine zusätzliche Ebene, der das Stück nicht nur den Namen des deutschen Nobelpreis-Physikers verdankt, sondern auch einen nicht gänzlich zu durchdringende Tiefe. Die Eben der Schärfe/Unschärfe von Wahrnehmung (Heisenbergsche Unschärferelation), mithin von Sicherheit/Unsicherheit in der Beurteilung von Wirklichkeit. Ähem, welcher Wirklichkeit? So fängt die Fragerei an und hört so schnell nicht auf... (...)
Georgie gibt offen zu, dass sie es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, sie behauptet einfach mal, Killerin zu sein, äh, Kellnerin, äh, Sekretärin, äh... So könnte es ewig weitergehen und so geht es auch weiter, denn die letzte Gewissheit wird Alex und mit ihm das Publikum nie haben. Aber gerade das bringt den Mann überhaupt erst in Wallung und sogar bis in die USA – weil Georgie da ihren Sohn sucht. Fall sie überhaupt einen hat...
Dadurch, dass Alex sich aus seiner festgefahrenen Existenz herausbewegt, wird auch er nicht mehr ganz festleg- und greifbar. Eine kleine, witzige Szene zeigt den Übergang vom starren zum beweglichen Alex: Als Georgie ihn nach seinem Musikgeschmack fragt (...). Und dann der gemeinsam getanzte Tango Argentino, ein Tanz ohne festgefügte Schrittfolgen, der erst durch den nonverbalen Dialog der Tanzpartner funktionieren kann (da haben Zanger und Langmajer lange für geübt...). In der Ungewissheit liegt schließlich etwas Verlässliches für beide. Ein sehr bewegliches Bühnenbild von Olga Lageda ist das i-Tüpfelchen aufs Ganze.
Übrigens – relativ gewiss ist: Meinhard Zanger spielt in diesem 2-Personen-Stück 40 Jahre nach seinem Bühnendebüt unter dem unvergessenen Franz-Xaver Kroetz zum ersten Mal mit seiner ehemaligen Schülerin Ivana Langmajer, und auch die beiden entdecken in dieser neuen Konstellation unbekannte Seiten am Anderen Seiten am Anderen, sagen sie. Läuft! Bzw.: Es bleibt spannend!
 Ultimo, November 18